Schlammschlachten

7. März 2009 in Weblogs

Die Gesichtslosen schleppten sich durch den Wüstensand. Keiner wusste, wie lange sie schon geradeaus, im Kreis- oder manchmal auch in Achterlinien marschierten. Jedem schien es zu genügen, ein Bestandteil der Gruppe zu sein. Irgendwer würde sich sicher um das Ziel kümmern. Wichtiger für sie war ihr Gepäck, das sie am Rücken trugen. Der Wind, der ihre Haut vorzeitig altern ließ, häufte vor ihnen Dünen auf, in die sie zu versinken drohten.
Endlich war der Strand erreicht. Der Weg führte nun zu einem Tunnel, aus dem ein rosa Licht leuchtete. Zuerst ging es ziemlich steil bergab, doch dann wurde es allmählich wieder eben. Vermutlich befand man sich jetzt mitten im Wasser, oder womöglich sogar unter dem Meeresboden. Niemand konnte darüber Auskunft geben. Die undefinierbare Beleuchtung wurde von nun an durch Fackeln abgelöst. Ihr unheimliches Flackern wurde von den gegenüberliegenden Wänden zurückgespiegelt. Anfänglich bemühte man sich noch, die Ausscheidungen möglichst am Rand des Tunnels zu platzieren. Doch bald war das nicht mehr nötig, denn die Namenlosen wateten bereits knöcheltief in Extrementen.
Bedrückend schwer lasteten die Rucksäcke auf ihren geschundenen Körpern. Aber keiner wagte es, sich von dieser Last zu befreien. Schließlich bedeutete sie ja ihre Identität. Alles war darin verstaut: Geld, Häuser, Autos, Schmuck, Karriere, Macht, Ruhm und was es sonst noch alles Erstrebenswertes gab. In den Seitenfächern verbarg man dann eine Reihe morbider Beziehungen, die nicht unbedingt ans Tageslicht kommen sollten, die man aber auch nicht bereit war, herzugeben. Irgendwie war es modern geworden, heimlich kaputte Freund- oder Feindschaften zu sammeln, so wie man sich in früheren Zeiten über einen neuen Bierdeckel freute. Nicht zu vergessen waren dann die Geheimfächer, in denen man Neid, Gier, Hass, Mordgelüste und sonstige, eher unerwünschte Gefühle sorgfältig verstaute. Leider konnte man diese jedoch nicht immer nach Bedarf hervorholen. Bisweilen führten sie ein recht peinliches und unkontrollierbares Eigenleben. Meistens tröstete man sich damit, dass ja doch die positiven Inhalte des Gepäcks überwogen.
Nun schien es wieder in die Tiefe zu gehen. Der Schlamm wurde immer höher und von der Decke begann übel riechendes Wasser herunterzutropfen.
Bis auf einen einzelnen Mann bemerkte keiner der Ausdruckslosen, dass sie bereits auf einen Point-of-no-return angekommen waren. Er versuchte sie zu warnen, doch sie hörten nicht auf ihn. Sie wurden erst aufmerksam, als er seinen unnötigen Ballast in die Kloake warf. Gierig stritten sie sich um die von ihnen so kostbar erachteten, doch leider etwas schmutzig gewordenen unerwarteten Geschenke. Anfänglich musste er sich mit Ellbogentechnik seinen Retourgang erkämpfen, doch allmählich traf er immer weniger namenlose Massen, bis er schließlich erschöpft, aber irgendwie erleichtert am Eingang des seltsamen Gefängnisses stand.
Vor seinen Augen breitete sich eine Oase aus, die er zuvor nicht gesehen hatte. Um sich zu beweisen, dass er keine Fata Morgana vor sich hatte, kletterte er sogleich auf eine Palme. Mit der gepflückten Kokosnuss konnte er sowohl seinen Hunger als auch seinen Durst stillen. Durch das leuchtende Grün von blumenübersäten Wiesen und fallweise Ödland näherte er sich immer mehr den schneebedeckten Gipfeln. In ferner Erinnerung sah er noch die Illusionsbeladenen Beziehungen, die sich alle wie regenbogenfärbige Seifenblasen in Nichts auflösten.
Nun wusste er, dass er die richtige Straße gewählt hatte. Ganz allmählich tauchte auch wieder sein Name aus seinem Inneren hoch. Pierre hatten ihn seine Eltern als Kind gerufen. Später jedoch geriet diese Identifizierung immer mehr in Vergessenheit. Wahrscheinlich deshalb, weil er als austauschbare Nummer in einer bedeutungslosen Menge mitlief. Pierre, was für ein sinnschwangerer Name! Er fühlte, dass es notwendig sein würde, sich Härte und Ausdauer anzueignen. Je höher er hinaufkam, desto schwieriger wurde es für seine Füße, einen sicheren Halt zu finden. Eisiger Schneewind fegte über sein Gesicht hinweg. Aber er ließ sich nicht entmutigen. Tapfer kämpfte er sich vorwärts. Da spürte er, wie in seinem Inneren langsam etwas zu wachsen begann. Sein wahres Ich war jahrzehntelang unter einem Trümmerhaufen begraben gewesen. Pierre hatte den Eindruck, dass mit jedem Atemzug sein eigentliches Wesen stärker und kräftiger wurde. Es war fast so, als ob sein Körper eine nie gekannte Freiheit einsaugen würde. Er bekam eine Ahnung davon, was er zeit seines Lebens gesucht hatte. Noch hat er seine Zielbestimmung nicht erreicht. Doch wusste er, dass er für seinen neu gewonnen Selbstwert bereit war, jede Anstrengung auf sich zu nehmen, um sich dieser geheimnisvollen Dimension jenseits des Horizonts würdig zu erweisen.

Rotel-Reise Spanien-Portugal 3. - 24.4.04

11. Februar 2009 in Weblogs

Spanien und Portugal - die meisten denken dabei an Badestrand
Doch die wenigsten sind die herrlichen Bauwerke und Landschaften bekannt
Andrea mit ihrer offenen und herzlichen Art
Erweckt uns das Land mit ihrem ungeheuren Wissen zum Leben
Wobei sie auch nicht mit lustigen und nachdenklichen Geschichten spart
Sie läßt nichts unversucht, um die Reisegäste aus Lethargie und Schlaf zu heben
Aber auch Alois hat einen anstrengenden Job
Und ich denke, er bekommt nur selten das ihm zustehende Lob
Er muß durch enge Gasse manövrieren
Kleine und große Mankos reparieren
Und zu guter letzt noch am Abend als Koch funktionieren
Damit die freßsüchtige Bande auch genug zum Futtern hat
Sind die Kochtöpfe auch immer gestrichen voll und glatt
Aber trotzdem tut er manchmal des Guten zu viel
Flink opfert sich eine Dame aus der Gruppe
Und verteilt an diverse Nationalitäten die gute Rotel-Suppe
Einige Beschenkte fragen daraufhin ganz heimlich und still
Wie lange wir noch am Campingplatz seien
Vielleicht könnten sie sich ja auch morgen ein Abendessen leihen
Und da Ferdinade, die Gouvernante, einen Urlaub de Luxe buchte
Auch die übrige Mannschaft Unterkunft in der Styler Mission suchte
Im Gegensatz zu den durchzugsfähigen Bettenröhren
Konnte uns bei diesen Luxuszimmern niemand stören
Natürlich gibt es auch unangenehme Zeitgenossen, die die wohlverdiente Erholung stören
Und weder auf einen leisen Wink noch auf eine kräftige Bemerkung wollen hören
Ein giftiger Bierbauchgrufi hopfst bei den Bettenröhren auf und ab und wimmerte wie ein kleines Kind: "Wer holt mir meine Schuhe?"
Ein barsches: "Die werden Sie sich schön selber holen!" brachte ihn hoffentlich etwas aus seiner Ruhe
Da alles Schöne leider viel zu schnell zu Ende geht
Und uns bereis ein leichter Alltagswind entgegenweht
Ein dreifaches Olé für Alois und Andrea, uns nun bestens bekannt
Wird nun das Prädikat "besonders wervoll " zuerkannt 🙂 🙂 🙂

Anschließend an diese Reiseerinnerung in Gedichtform habe ich noch ein Gedicht für die Reiseleiterin zuerst in spanisch, dann in deutscher Übertragung (nicht Übersetzung!, dann dann hätte es sich in Deutsch nicht gereimt)

Andrea, carina de muchos, tu peinado
de erizo y tu ovejita Frieda perece traerte suerte
Nunca olvida, que solo hagas tu alegria y tu viveza fuerte
Te deseo, que nunca acabes nuevo a descubrir
Entonces puedes en tu corazon un fuente de juventud dejar fluir

Deutsche Übertragung
Andrea, Liebling von vielen, Deine Igelfrisur und Dein Schäfchen Frieda zaubern in Dein Gesicht des öferen ein spontanes Lachen
Vergiß bitte nie, daß nur Deine Fröhlichkeit und Lebendigkeit Dich stark wie ein Felsen in der Brandung machen
Ich wünsche Dir, Dich immer wieder in Neues zu verlieben
Nur dann wird der Jungbrunnen in Deinem Herzen niemals versiegen 🙂 🙂 🙂 🙂