belami
Kinderlogik
9. August 2008 in Weblogs
Mit zunehmendem Alter benötigen meine Bronchien zeitweilige Unterstützung. Daher in dieser Angelegenheit unterwegs, fand ich in der örtlichen Bergapotheke in Form eines Brusttees die nötige Bronchialunterstützung. Erwartungsvoll öffnete ich den Karton. Naja, riechen tät er schon nicht schlecht, geisterte die Erfolgsmeldung durch meine Hirnwindungen, um gleichermaßen angestrengte Gehirnzellen für folgenden Dialog einsetzen zu müssen: " Du Opa, was ist das?" Unermüdlicher Fragesteller, meine Enkeltochter Julia, grade Mal ganze 3 Jahre alt geworden. "Das ist ein Teeei."
"Warum!"
Tja, was sollte ich darauf antworten? Ich konnte meiner Enkeltochter beim besten Willen nicht erklären, warum das ein Teeei war. Grübelte hin, grübelte her
Mein Wortschatz reichte nicht, um hierzu eine ausreichend zufrieden stellende Antwort zu finden. Es war halt mal ein Teeei, in das ich den pulverisierten Brusttee einfüllte, um das so gefüllte Ei in ein Häferl zu hängen und mit heißem Wasser zu übergießen.
"Warum ! Wird das ein weiches Ei?" Mitten in der Bewegung blieb das Ei in der Luft hängen. Die Logik war ja nicht von der Hand zu weisen. Ein Hühnerei würde wahrscheinlich ein weich- oder hart gekochtes Ei ergeben, aber ein
"Warum!" Na, weil das Teeei Ei genannt wird ob seiner ovalen Form, und weil daraus Brusttee zubereitet wird.
"Warum!" Geduldig versuchte ich meiner stereotyp "Warum" fragenden Enkelin zu erklären, dass ich mir jetzt einen Brusttee zubereiten werde, weil ich
"Warum!"
Mir gingen schön langsam die noch halbwegs plausiblen Antworten und Erklärungen aus. Um Klein Julia endlich von ihrer Fragerei abzulenken, fragte ich sie ob sie auch einen Brusttee trinken wolle. "Nein!" Jetzt war ich mal dazu veranlasst zu fragen: Warum
"Opa, weil ich noch keine Brust habe
!"
Der Märchenerzähler
9. August 2008 in Weblogs
Meine jüngste Enkeltochter ganze 3 Jahre jung - hält mich zusätzlich auf Trab. Bin abkommandiert zum Märchenerzähler. Mir dünkt, ich träum bald nur noch von Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Rotkäppchen, und so fort weil dies täglich auf der Wunschliste meiner Enkeltochter stehend...
Bin schon (fast) ein Poet geworden, was das Hinzudichten anlangt. Kann einfach der Kleinen nicht vorlesen, dass die Königin vom Jäger verlangt, dem Schneewittchen das Herz aus dem Leib zu reißen. Hab da echt Schwierigkeiten, und deshalb bediene ich mich eben einer blumenreichen Umschreibung, was mir fast immer sofortige Protestkritik einbringt: "Opa... Das hat die Tante aber nicht so gelesen... Opilein, das stimmt nicht, die Hexe wollte den Hänsel braten und nicht einsperren weil er schlimm war".... Sind ja furchtbar, diese Märchen
Gar grauslich anzuhören
Da frisst der böse Wolf das Rotkäppchen samt Großmutter
Dort vergiftet die neidische Stiefmutter das Schneewittchen mit einem präparierten Apfel
Und die böse Hexe bei Hänsel und Gretel ist ja auch nicht ohne
Da lob ich mir schon eher die Lausbubenepisoden des Wilhelm Busch. Obwohl auch diese Geschichten für die beiden Titelhelden Max und Moritz tragisch enden. Die, anstatt durch weise Lehren Sich zum Guten zu bekehren, das berühmte Fass zum Überlaufen brachten, und als Strafe dafür - zu Korn gemahlen von Gänsen gefressen werden. Doch die Reaktion auf die Nachricht von dem Tod der beiden wird als Frohbotschaft aufgefasst, was wiederum den eher makaberen Beigeschmack ähnlicher Märchen widerspiegelt und schon zu Beginn der Lausbubengeschichten mit dem berühmten Satz: "
Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe
! vorangekündigt ist.
Zu diesen Geschichten fällt mir die Legende vom Brandner Kaspar ein, die och wie lang ist das schon her mir meine Großmutter vorlas, und die ich später sogar als Theateraufführung miterlebt habe. Um wie viel heiterer liest sich die Geschichte des Münchner Schriftstellers Franz Ritter von Kobell: Der "Boandlkramer", wie der Sensenmann im bayerischen Brauchtum auch bezeichnet wird, will den 72-jährigen Tegernseer Schlosser Kaspar Brandner ins Jenseits befördern. Doch der listige Brandner Kaspar fühlt sich noch viel zu vital, um der Welt schon Ade zu sagen. Er überlistet den Tod indem er ihm mit Kirschenschnaps einen Rausch anzüchtet, um den stockbetrunkenen Gevatter dann beim anschließenden Kartenspiel zu betrügen. Der Gewinn: Weitere achtzehn Lebensjahre.
Die meisten Märchen enden auch eher glimpflich. Wie etwa Dornröschen, der gestiefelte Kater, oder Hans im Glück, um nur einige zu nennen. Blickt man in die Märchenwelt anderer Völker, spiegelt sich auch dort wie da ein ähnliches Bild, etwa die Geschichten der Märchenerzählerin Seherezade, die eintausend und eine Nacht lang ihrem Gebieter Fabeln erzählen musste, um ihr Leben zu retten.
Bleibt als der Weisheit letzter Schluss die Frage im Raum stehen: Sind Märchen tatsächlich so grausam oder sieht der erwachsene Mensch weil täglich mit der Realität konfrontiert das doch anders, als kindlich naive Phantasie?
Eine liebe Chatbekanntschaft hat mir einmal ein Gedicht für meine Homepage verehrt, wonach doch eher Letzteres stimmen dürfte.
Die Dame reimt folgendes:
Das Märchenbuch!
Da war ein Märchenbuch aus alten Zeiten,
das gabst du mir geöffnet in die Hand,
und plötzlich führten uns die bunten Seiten
jenseits des Alltags in ein Märchenland.
Ich ließ mich gern einmal dazu verführen
zu glauben, was auf diesen Seiten steht.
konnte in Träumereien mich verlieren,
weitab von Logik und Realität.
Doch jeder Traum geht auch einmal zu Ende,
und dann führt die Vernunft wieder Regie.
Dass solche Träumerei Erfüllung fände,
das ist und bleibt nur eine Utopie!
Das Märchenbuch - ich halte es noch immer
in meiner Hand .- Mit einem letzten Blick,
und in den Augen einem feuchten Schimmer,
stell ich es selbst an seinen Platz zurück! ...
Wie war das noch mit den sieben Geißlein? Aja, der Wolf fand sie, bis auf Eines alle und sperrte sie in ein
"Geh Opapa, gib her. Da steht: Und der Wolf verschluckte sie in seiner Gier alle, bis auf das Kleinste, das sich im Uhrkasten versteckt hat
"
Ein Wunderkind? Meine Enkeltochter
? Liest mir mit Drei Jahren schon aus dem Märchenbuch vor
?
Die heutige Generation scheint merkfähiger zu sein. Wohl auch durch den Umstand, dass in digitalen Mediawelten via TV, Spielkonsole, Handy und DVD, dass Alien, Wehrwölfe, Vampire und Spinnenmenschen mein (absichtliches) Fehlverhalten fehl am Platz, und schon in seinen Ansätzen zum Scheitern verurteilt
Ein allerletzter Versuch: "
Heißest Du etwa gar Rumpelstilzchen?" "Das hat Dir der Teufel gesagt
!" In seiner Wut stieß das kleine Männchen sein rechtes Bein tief in den Fußboden und blieb da stecken
"Aber Opa! Das Rumpelstilzchen riss sich doch selber mitten entzwei
"
Da gab ich auf.
Das geheimnisvolle Wachstum
9. August 2008 in Weblogs
Getreu meinem Motto Bewege Dich täglich bin ich auch bei hochsommerlicher Hitze per pedes sprich zu Fuß unterwegs. Naja, der Juli 2008: Hitzewelle bis 32 Grad... wolkenloser Himmel, tropische Temperaturen, wunderschönes Urlaubswetter. Zumindest, was die Witterung in der Steirischen Bergheimat betrifft. Leider meist nur bis Mittag. Der Nachmittag geprägt von Blitz, Donner, sintflutartiger Regen, zum Glück nie lang anhaltend. Das schwüle, nasse Wetter beschert den Schwammerlsuchern wahre Rekordfunde. Aber nicht nur Schwammerlsucher kommen jetzt voll auf ihre Rechnung. Ob nun Kaiserwetter, Hitzeperiode... Wie immer man das Sommerhoch schon Wochen vor- und nach Beginn der Ferien auch nennen mag, es kehrt alljährlich in Form der sogenannten "Hundstage" wieder. Sind wahrlich Hundstage. So wird die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 24. August, benannt nach dem Sternbild des Hundes, allgemein bezeichnet. Während der Hundstage liegt meist ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, und es wird sehr heiß. Hierzu findet man in diversen Annalen interessante Darstellungen. So, zum Beispiel, gibt es zu den Hundstagen einige Bauernregeln die besagen, dass das Wetter beim Aufgehen des Hundssterns (Sirius) bestimmend für die kommenden Wochen ist (ähnlich der Regel zum Siebenschläfertag). Daneben besagt eine andere Bauernregel, dass heiße Hundstage einen kalten Winter vorhersagen
Huch jetzt bin ich fast zur Gänze von meinem eigentlichen Thema, das eher Freud- bzw. leidvolle Erfahrung beinhaltet, abgekommen. Ich joggte und walkte an einem der nämlichen Hundstage bei Bruthitze meinen täglichen 6 Kilometer Marathon, der mich unter anderem auch durch einen Auwald führte. Niemand kümmert es, dass Weg und Steg dicht mit wild wucherndem Gebüsch verwachsen, man sich unwillkürlich in einem subtropischen Dschungel wähnt, im Kampf mit ungezügelter Natur. Schimpfend und keuchend kam ich dann schlussendlich doch wohlbehalten wieder zu Hause an. Frisch geduscht und gewandet und mit dem wunderbaren Gefühl, der eigenen Gesundheit zuliebe den 60 plus Körper wieder mal auf Vordermann getrimmt zu haben, setzte ich mich auf die Terrasse, um mittels eines Sudokus auch meine grauen Zellen zu trimmen, als ich urplötzlich ein - wie soll ich sagen! Naja halt ein anschwellendes Gefühl am Unterleib verspürte. Anfangs dieser eher seltenen Regung wenig Beachtung zollend, verzog ich mich kurz da das Schwellgefühl immer stärker werdend auf ein stilles Örtchen, um Nachschau zu halten. Unbeschreiblich mein Gefühl der Freude, als sich da mein bestes Stück fast in doppelter Größe präsentierte. War ich da durch meine sportlichen Aktivitäten gar in einen Jungbrunnen gestolpert? Kehrte die jugendliche Spannkraft wieder? Oh Jubel, oh Freud?
Mitnichten. Als die Schwellung nun gar zu arg wurde, konsultierte ich meinen Hausarzt. Der hat mir mit einer Pinzette die Zecke, die ich mir bei meinem Waldlauf eingefangen, entfernt. Dass es das Biest ausgerechnet auf mein bestes Stück abgesehen hatte
! Nun ja. Es gibt dazu eine gute- aber auch eine schlechte Nachricht. Die Gute: Glücklicherweise immun, weil zeitgerecht die Auffrischungsimpfung bekommen. Die schlechte Nachricht: Der Schrumpfungsprozess hat mittlerweile eingesetzt
! Ist nicht aufzuhalten
Dauert an
Seufz
Wird wohl in einigen Tagen wieder so sein wie immer
Das Rad
9. August 2008 in Weblogs
Eine Erfindung, um die sich, de facto, alles auf dieser Welt dreht. Egal ob Wasserrad, Schwungrad, Zahnrad, Reserverad oder - wie in meiner Erzählung geschildert - das Fahrrad
Ist ein wunderschöner Tag. Wolkenloser Himmel, Windstille. Ideal für eine kleine Radtour, denk ich mir. Gesagt, getan. Da ich kein eigenes Fahrrad mein Eigen nenne obwohl Sieben an der Zahl in der Garage herum lehnen, schnapp ich mir das neue Fahrrad meiner Tochter. Warum? Weil es, sage und schreibe, 24 verschiedene Übersetzungen hat. Da könnte man meinen, damit wäre sogar der Mount Everest bezwingbar. Citybike, nennt sich das technische Wunderwerk. Da ist man versucht zu glauben, das Rad läuft von alleine. Dass dem nicht so ist, merke ich schon bei der ersten kleineren Steigung. Trotz Mehrfachschaltung muss ich aus dem Sattel, um die Pedale besser bearbeiten zu können. Ein leises ziehen in den Oberschenkeln signalisiert mir: Hopsala, die Kondi. Hab ich eh gewusst. Hab halt gemeint, weil das Rad so viele Gänge hat... Ist auch egal. Tatsache ist auf jeden Fall dass ich, schon sehr bald in Schweiß gebadet, merke: Ohne entsprechendes Konditionstraining geht halt nicht viel, zumal urplötzlich ein surrendes Geräusch ertönt. Das Fahrrad, es lässt sich auf einmal nur mehr mit äußerster Kraftanstrengung fortbewegen. Nach satten 5 Kilometern ist Schluss. Aus
Die vorprogrammierte 20 km Tour wird abgeblasen.
Prustend und keuchend fahre ich den kürzesten Weg nach Hause, und der führt quer durch die Stadt. Als ich am Autobusbahnhof vorbeikurble, steht da ein Dreikäsehoch, die Schultasche lässig ans rechte Bein gelehnt. "Der Scheinwerfer brennt, Opa!" Ruft er mir zu. So ein Lümmel, denk ich, seine Bemerkung irrtümlich auf mein hochrotes Gesicht beziehend. Doch an der nächsten Ecke fällt dann endlich bei mir der Groschen. So schnell war ich nicht einmal in meiner Jugend vom Rad gestiegen. Der Scheinwerfer? Na klar! Darum ließ sich das Vehikel so schwer fortbewegen. Und in der Tat, war ich Trott... Naja. War ich Rindvieh am helllichten Tag, bei strahlendstem Sonnenschein mit eingeschaltetem Licht durch die Stadt geradelt. Der interessierte Leser wird nun zu recht anmerken: Was hat das Scheinwerferlicht mit der Kondi zu tun? Der Dynamo, bei meinem Drahtesel am Hinterrad montiert und dadurch von mir nicht bemerkt, rotierte an der Felge, und daher auch der vermehrt erforderliche Kraftaufwand an der Tretkurbel!
Hab mich selbstredend sofort getröstet, weil meine Kondi dann doch nicht so schlecht sein kann und außerdem: Ich bin ein Schreiberling und kein Techniker. Also, was soll's?