belami
Unterleibstritte
5. Januar 2009 in Weblogs
Die Episode hat einen sehr ernsten Hintergrund. Man schrieb, ich weiß jetzt nicht mehr genau, aber wenn ich nicht irre war es kurz vor dem Kriegsende im Jahre 1945. Auf jeden Fall kann mich noch genau erinnern zog ein schier nicht enden wollendes, geschlagenes Heer durch unser kleines Dorf. Mutlos resignierende Blicke musterten uns Jungs, die wir da aufgereiht, neugierig am Straßenrand standen, nicht ahnend welch Tragödie hier an uns vorbeizog.
Urplötzlich aufkommendes Sirenengeheul veranlasste uns, so schnell wie möglich von der Bildfläche zu verschwinden. Keine Minute zu früh, schon kündete ferner Motorenlärm anfliegende Kampfflugzeuge an. Zwei Jagdflugzeuge donnerten im Tiefflug, wie mir schien, durch das Dorf. Wie aufgefädelte Perlenketten, die abgeschossene Leuchtspurmunition. Dann krachte es gewaltig. Ziegelsteine fegten über unser Hausdach, Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die den Abfangjägern nachfolgenden Bomber hatten unser Dorf bombardiert. Insgesamt fünf Bomben schlugen in unmittelbarer Nähe meiner Wohnstätte ein. Glücklicherweise explodierte nur eine davon. Riss einen tiefen Krater in die Fahrbahn. Sämtliche Kirchenfenster gingen zu Bruch. Zu Schaden kam aber niemand. Großes Glück hatte auch der ortsansässige Schreiner. Er briet sich gerade ein saftiges Steak, als der Blindgänger unmittelbar neben der Wagnerei einschlug. Die Druckwelle war aber dennoch so gewaltig, dass das Steak wie von Zauberhand aus der Bratpfanne verschwand. Erst viel später entdeckte es der verdutzte Wagnermeister an der Zimmerdecke klebend.
Dem Flüchtenden Heer fast auf den Fuß folgend, die anrückende Besatzungsmacht. Mitten durch das Dorf, die Demarkationslinie. Herüben die Russen, drüben die Engländer. Eines Tages stand ein russischer Soldat plötzlich in unserer Wohnung. Ich heute Nacht bei Dir schlafen, damit deutete er unmissverständlich in Richtung meiner Mutter.
Meine Mama weinte den ganzen Tag über, zitterte vor Angst. Als die Nacht herein brach verrammelten wir Tür und Tor. Der Russe kam nicht, dafür gingen einige Stoßgebete gen Himmel. Erst viel später erfuhren wir, warum er nicht kam. Er konnte nicht. Belästigte mit einigen anderen Soldaten einige unserer Dorfmädels. Da sprangen ein paar beherzte, schon etwas ältere Dorfburschen hinzu und verprügelten die Ruskis, dass sie zerbeult und zerschunden das Weite suchten. Anderntags musste ich vom Küchenfenster aus zusehend miterleben, wie man die mutigen Jungs, die man am nächsten Morgen, in aller Herrgottsfrüh aus ihren Betten prügelte, mit gemeinen Fußtritten auf den Dorfplatz trieb- und dort zur Exekution an eine Hauswand stellte. Gewehrverschlüsse knackten, Kommandos ertönten... Plötzlich fuhr ein Jeep vor. Aus dem noch fahrenden Fahrzeug sprang ein Uniformierter mit gezogener Pistole und schrie wild gestikulierend auf die Soldaten ein. Offenbar ein Vorgesetzter, denn Diese senkten daraufhin ihre schon zum tödlichen Schuss erhobenen Gewehre, rissen die Burschen von der Hausmauer weg. Traten ihnen gemein in den Unterleib und prügelten sie mit ihren Gewehrkolben brutal durch den Ort. Blutig und zerschunden retteten sich die Jungs schließlich in die Kirche.
Anderntags war dies Ereignis Gesprächsstoff Numero Eins in der kleinen Ortschaft. Und selbstredend auch unter uns Dorfjungen. Wuiii, das muss furchtbar weh getan haben, diese Tritte in die Eier
die müssen alle Engel singen gehört haben! Was der Nachbarsbub da soeben gesagt, ging mir vorerst nicht in den Kopf, bis mir dämmerte, was er mit Eier eigentlich meinte. Ein schneller Kniff zu den Hoden. Naja, es war nicht angenehm aber so schmerzhaft auch wider nicht, fand ich. Bis ich einige Zeit später eines Besseren belehrt wurde. Eine Radpartie stand an. In Ermangelung eines anderen Gefährts, schnappte ich mir das Damenrad meiner Mutter. Der Sattel war viel zu hoch und so musste ich Dreikäsehoch eben in den Pedalen stehend im Wiegeschritt das Gefährt in Gang setzen. Der Nachbarsjunge war schon einige Längen vor mir. Fazit: erhöhter Tritt in die Pedale. Doch dann strauchelte ich mit einem Fuß vom Pedal, und schon saß ich höchst unsanft- und vor allem -schmerzhaft auf dem Fahrradrahmen. Da wurde mir schlagartig klar, was der Nachbarsjunge damals gemeint hat. Ich hörte nämlich in diesem Augenblick auch und das im wahrsten Sinn des Wortes Alle himmlischen Heerscharen sprich Engel singen.
Die atemlose Orgel
24. Dezember 2008 in Weblogs
Ganze 8 Jahre war ich Ministrant, Mesner und Orgeltreter. Apropos Orgeltreter: Unsere Kirchenorgel das Meisterwerk eines unbekannten Orgelbauers wurde mittels eines riesigen Blasebalgs zum Leben erweckt. Dazu gab es gleich neben dem Chorgestühl eine Kammer, in der sich das Monstrum befand. Seine Ausmaße waren nur zu erahnen, da eine Holzverschalung aus Lärchenbrettern das gesamte Innenleben verbarg. Lediglich ein Zeiger aus Holz zeigte in einem vertikalen Schlitz integriert wie viel Luft die Orgel noch hatte, um ordnungsgemäß zu tönen. Hierzu gab es unterhalb ein Trittbrett, das man in gewissen Abständen auf- und ab bewegen musste, damit der Blasebalg im Inneren der Holzschalung, der Orgel genügend Luft zuführen konnte. Je mehr man das Trittbrett bewegte, umso höher kletterte der vorhin erwähnte Holzzeiger die Skala empor.
Nun trug es sich zu, dass ich ausgerechnet am Weihnachtstag als Orgeltreter abkommandiert wurde. Das Chorgestühl gerammelt voll mit Chorsängern, die Frau Schuldirektor höchstpersönlich an der Orgel, und ich in der Orgelkammer, emsig das Trittbrett in Aktion haltend, damit die Orgel ja ordentlich funktioniere. Nunja, was soll ich sagen: So ein Hochamt am Weihnachtstag dauert halt gut und gerne an die 2 Stunden. Schön langsam wurde ich müde. Meine Füße taten auch schon weh, kein Wunder bei der anstrengenden Orgelantriebtreterei. Kurz und gut, ich ließ den Zeiger noch mal bis zum Anschlag hochsteigen, um dann eine wohlverdiente Pause einzuschalten. "Ein Kindlein uns geboren ist
" Wunderschön, der Sologesang der ersten Sopranistin. Verzückt hörte ich zu, geriet ins Träumen
Träumte mit offenen Augen, dabei vollkommen übersehend, dass sich der Zeiger bedenklich rasch der unteren Marke näherte. Da der Tretmechanismus wohl aus Altersgründen schon erheblich quietschte, hatte ich die Türe zum Chorgestühl fast geschlossen, sah nur durch einen kleinen Spalt, dass sich die Frau Schuldirektor schier verrenkte, mir ungemein imponierend, da die gute Frau schon nahe dem Greisenalter wandelte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass die überhasteten Tätigkeiten der Frau Direktor in ursächlichem Zusammenhang mit mir- beziehungsweise dem fast am Boden angelangten Zeiger erfolgten. Erst im buchstäblich allerletzten Moment bekam ich mit, warum sich die Frau Direktor schier die Finger wund schlug, so sehr hämmerte sie in die Orgeltastatur. Das Gerät schien jeden Moment außer Kontrolle zu geraten. Immer leiser werdend, schon leichte Misstöne von sich gebend, fetzte mich die Stimme der Organistin endlich aus meinen Weihnachtsträumereien: "Tritt, Bub, tritt
"
Als ich noch ein kleiner Junge war... Der Pfeifendeckel!
20. Dezember 2008 in Weblogs
Eine alte Volksweisheit behauptet: "Wenn man anfängt zurück zu blicken, ist man alt." Ich, für meine Begriffe blicke mit eher gemischten Gefühlen zurück, und zwar in jene Zeit, wo ich noch ein kleiner Junge war. Es war kurz nach dem 2. Weltkrieg, die Besatzungsmächte diktierten den Alltag, waren zwar allesamt zumindest zu uns Kinder - nett, und wir hatten wieder das, was wir am notwendigsten benötigten: Genug zu essen. Bei den Franzosen gab es Konserven, die Engländer versorgten uns mit Schokolade und bei den Amis gab es Kaugummi. Lediglich die Russen, die hatten für uns nichts zu Beißen, aber dafür jede Menge Action. Wir Jungs durften auf ihren Militärrössern reiten.
Was wir Jungen allerdings nicht wussten: Die allgemeine Versorgungslage war ziemlich prekär. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Oma mir beim Einkauf offenbarte, dass es 'Heute' keinen Grießbrei geben würde, weil auf der Lebensmittelkarte der Milchabschnitt bereits eingelöst war. Hab mich in meiner kindlichen Einfalt entrüstet und meiner Oma geraten, sich nicht so viele Abschnitte von der Lebensmittelkarte schnipseln zu lassen. Erst viel später konnte ich mit Begriffen wie Marshallplan etwas anfangen.
Den Besatzungsmächten war eine heillose Flucht geschlagener Heere vorangegangen. Fazit: In Wald und Flur lagerte an fast jeder Ecke eilends weggeworfenes Kriegsmaterial. Für uns Jungen ein wahres Eldorado, nicht wissend ob der lebensbedrohenden Gefährlichkeit. Schnell hatten wir den Dreh heraus, die Kugeln von den Patronenhülsen zu entfernen, das Schießpulver schlangenförmig zu streuen und dann anzuzünden. Gab jedes Mal ein herrliches Feuerwerk. Einmal wurde unser Nachbar schon weit über siebzig Jahre alt - uns spielenden Kinder fast zum Verhängnis, als wir ihm einen runden Gegenstand mit einer Kette zeigten, den wir auf der Spielwiese hinter einem Gartenstrauch fanden. Er begutachtete das Ding von allen Seiten, zog mal kurz an der Kette und beschloss dann, sich daraus einen Pfeifendeckel zu fertigen. Alle standen wir im Kreis um ihn herum, nicht ahnend, ob der tödlichen Gefahr, die unser Nachbar da in Händen hielt. Eine halbe Stunde später wurde jedermann allerdings klar, dass wir einen besonderen Schutzengel gehabt haben mussten. Beim ersten Hammerschlag auf den vermeintlichen 'Pfeifendeckel' explodierte die Eierhandgranate, zerfetzte den Unterarm des Nachbarn, und richtete in der Wohnung arge Schäden an.
Kampf um das Christkind
3. Dezember 2008 in Weblogs
Eine uralte Volksweisheit meint: "Wenn man sich zurück erinnert ist man alt..." Nunja, vielleicht. Obwohl Erinnerungen besonders reizvoller Art doch sehr angenehme Nachbeben erzeugen können. Jedoch, der langen Rede kurzer Sinn: Um mein Tagebuch etwas weiträumiger zu gestalten, werde ich in nächster Zeit diesen Blog mit Kinder- bzw. Jugenderinnerungen bereichern. Doch zunächst ein zur Jahreszeit passender Bericht, der vor zirka fünf Jahren für Aufsehen sorgte und auch auf meiner Homepage www.griass-eich.at nachzulesen ist: Der Kampf um das Christkind
Vor einigen Jahren machte dieser Aufmacher Furore. Der Grund: Eine steirische Tageszeitung ( für Nichtösterreicher: Die Steiermark ist ein österreichisches Bundesland) veröffentlichte einen Artikel, der so manche(n) LeserIn - da gedanklich schon des öfteren mit diesem Thema beschäftigt - dazu veranlasst hat, die Idee eines 18-jährigen Steirers spontan zu unterstützen. Der Steirerbub namens Dominik hatte nämlich, frustriert durch die Tatsache, dass man in unseren Breiten nur mehr dem Weihnachtsmann begegnet die Idee, einen Verein Pro Christkind zu gründen. Hunderte Anrufe und Mails, die der 18jährige mittlerweile kaum bewältigt hat, waren das Echo
Unter dem Aufmacher Es lebe das Christkind hatte die Tageszeitung Dominiks Idee veröffentlicht. Sämtliche Antworten fielen positiv aus. Fast jeder Anrufer oder Schreiber sieht den Kommerz als Vater des Weihnachtsmannes in unserer schönen Steiermark. Wie es in anderen Ländern aussieht ist nicht ganz durchschaubar, in der Grünen Mark ist jedenfalls Tatsache, was eine E-Mail Schreiberin treffend charakterisiert, indem sie unter anderem meinte:....Erst gestern fühlte ich, wie mein rebellischer Geist erwacht angesichts der grässlichen Bedrohung durch überdimensionale, großbäuchige, lieblose Weihnachtsmonster....
Andere erzählten von ihrer Jugend, als das heimische Christkind noch nicht von Santa Claus verdrängt worden war, und ein Schreiber verstieg sich sogar in die Idee, dass das zarte Christkind ja nicht so viele Geschenke schleppen könne, als dies riesige Weihnachtsmänner imstande seien.
Aber nicht nur das Christkind, dem ja ursprünglich der Weihnachtsmann als Knecht (in unseren Breiten auch als Knecht Ruprecht bezeichnet) zur Seite gestellt ist- sondern auch dem hl. Nikolaus scheint der Weihnachtsmann den Rang ablaufen zu wollen. Der, einst in der kleinasiatischen Stadt Myra lebende Bischof, wurde durch seine Hilfsbereitschaft zur Legende, und ist als Kultfigur alljährlich am 5. Und 6. Dezember mit dem Krampus unterwegs um Gaben auszuteilen. Der Nikolaus unterscheidet sich sehr wohl durch Mitra (Bischofsmütze), Bischofsstab und Messgewand von dem Kapuze tragenden, rotgewandeten Weihnachtsmann.
Bergheimat recherchierte. Der Verein des Dominik wurde zwar nicht ausfindig gemacht, aber es gibt mittlerweile eine Unzahl Vereine die sich Pro Christkind nennen, und sie alle haben sich der Idee des Steirerbuben verschrieben. Warum? Weil sich kein Mensch etwas überspitzt formuliert - einen in einer Krippe liegenden Weihnachtsmann vorstellen kann, und weil das wohl schönste Weihnachtslied Stille Nacht... - das weltberühmte Lied wurde übrigens im Jahre 1818 in der Nikolauskirche im salzburgischen Hallein zum ersten mal auf einer Gitarre gespielt - ad absurdum geführt würde.
Wer angibt...!
22. September 2008 in Weblogs
Die Pflichtschulzeit war vorbei. Unweigerlich drängte sich Gedankengang an Gedankengang, ratlos das Zwiegespräch meiner Eltern, was aus dem Jungen jetzt werden soll! Lehrstellen waren dazumal mehr als dünn gesät, und die wenigen Lehrplätze auf Jahre hinaus schon vergeben. Was nun, junger Mann?
Mehr durch Zufall ergab sich eine freie Arbeitsstelle im öffentlichen Dienst, die dankenswerterweise auch sofort angenommen und der ich 45 Jahre lang treu geblieben bin.
War schon ein Gfrett, damals mit mir. Als Steinbrucharbeiter völlig untauglich, da meine Patschhändchen war grade mal Fünfzehn mit Blasen übersät, teilte mich der Herr Straßenmeister in Anbetracht der unübersehbaren Umstände den Landvermessern zu. War meinem Vorgesetzten dankbar, damals noch nicht wissend dass ich auch mal ein so hoher Herr werden würde, avancierte ich wohl meinen Blasenhänden zuzuschreiben, weil Schönschrift seit eh und je ein Fremdwort zum Schreiberling des Herrn Vermessungsrates. Was der Herr Diplomingenieur an seinem Vermessungsgerät ablas, wurde von mir fein säuberlich in vorgedruckte Listen eingetragen.
Eines Tages, der Sommer war fast vorbei, das Laub der Bäume zeigte schon hie und da jene herbstliche Farbenpracht, die mich heute noch begeistert, waren wir mit Vermessungsarbeiten an der neuen Umfahrungsstraße beschäftigt. Als die Turmuhr der nahegelegenen Kleinstadt mit lauten Schlägen die Mittagsstunde einläutete, begab sich der Herr Vermessungsrat, übrigens ein lieber, leutseliger, schon etwas betagter Herr, in das nächstgelegene Dorfgasthaus, um sein dort in der Früh bestelltes - Mittagsmahl einzunehmen, derweil mir die Ehre zuteil ward, auf die wertvollen Vermessungsinstrumente acht zu geben.
Gerade als ich es mir auf der Straßenböschung bequem gemacht, um meine mitgebrachte Jause auszupacken, riss mich eine Erkenntnis und die damit verbundene blitzschnell gefasste Idee jählings wieder hoch. Kam da doch tatsächlich mein ehemaliger Mathelehrer gemächlich den Straßenrand entlang, direkt auf mich zugeschlendert. Blitzartig ließ ich mein Butterbrot fallen, sprang von der Böschung, schnappte mir in Windeseile Papier und Bleistift, und schon stand ich hinter dem auf einem langbeinigen Stativ aufgebauten Vermessungsinstrument. Guckte durch das Okular, schrieb und guckte und schrieb und
Naja, mehr schrieb ich lauter ungereimtes Zeug als dass ich durch das Objektiv schaute. Sah da nämlich nichts. Hatte in der Eile, in der ich mich befand vergessen, den Objektivdeckel zu entfernen.
Doch schon war der Mathelehrer heran, wollte grußlos an mir vorbei. Das konnte ich nun doch nicht zulassen, hätte überhaupt nicht in das von mir geplante Konzept gepasst.
Guten Tag, Herr Fachlehrer, grüßte ich laut. Der Studienrat drehte den Kopf jäh zu mir, guckte mich an. Ein Zug des Erkennens schien über die Gelehrtenstirn zu huschen. Dann zog er seinen Hut, dankte murmelnd, ging weiter.
Mir ging fast das Herz über im Hoch eines urplötzlich in mir aufsteigenden Selbstwertgefühles. Unbeschreibliche, innerliche Genugtuung machte sich breit. Der Herr Professor indes, schon meilenweit entfernt, drehte sich noch immer alle paar Schritte nach mir um, schüttelte verständnislos das Gelehrtenhaupt. Ging ihm wohl absolut nicht in den Sinn, dass sein ehemaliger Matheschüler, den er stets mit einem Zitat (du bist der größte Trottel) bedachte, ein Landvermesser geworden ist. Ich, hingegen erlebte wahre Glücksspiralen ohnesgleichen. Vergessen und vergeben die ominöse Zahl Fünf, die ständig meine Matheschularbeiten zierte, vergessen aber auch in dieser Euphorie mein Butterbrot da auf der Straßenböschung, mittlerweile von einem Heer Ameisen mit Beschlag genommen. Es zählte nur mehr die volkstümliche Weisheit: Wer angibt, hat mehr vom Leben
Das Missverständnis !
11. September 2008 in Weblogs
Da bekanntlich alle Wege nach Rom führen, kreuzt auch meine tägliche Walking- Joggingroute eine Straßenkreuzung, in die ein Radweg einmündet. Hier beende ich meist mein Laufpensum und walke lieber, weil die Radler heutiger Zeitepochen scheinbar kein Klingelzeichen mehr kennen. Rauschen daher, sausen vorbei, ohne sich durch ein Glockenzeichen voranzukündigen. Da geh ich vorsichtshalber diesen Streckenabschnitt. Ist mir lieber als eine womöglich folgenschwere Kollision zu riskieren.
Eine Kollision ganz anderer Art passierte unlängst. War einfach ein Missverständnis
Naja, bin halt auch nicht mehr der Jüngste und daher mit heutigen Gepflogenheiten überhaupt nicht vertraut. Ich war gerade aus dem Auwald kommend im Begriff die Fahrbahn zu überqueren, als ich unwillkürlich am Fahrbahnrand stehen blieb, um mich infolge als Samariter zu betätigen. Kam da doch tatsächlich ein Weiblein im Zick Zackkurs daher geradelt, den Kopf in grotesk verrenkter Haltung an die linke hochgehobene Achsel pressend. Sie war, nun ja doch schon einige Jährchen über Siebzehn Jahr, hatte aber langes Haar, das lose über die Schulter fiel. Sie eckte, wie gesagt im Zickzack daher, redete ununterbrochen allerhand wie mir schien - ungereimtes Zeug von Nagellack, Lippenstift, Friseurtermin und Kaffee. Na, wie immer auch, dünkte mir: die Frau hat ein gesundheitliches Problem. Die naheliegendste Vermutung: Gleichgewichtsstörungen oder angehender Kreislaufkollaps. Wie ansonsten die groteske Kopfverrenkung auch anders erklärbar?
Kurzum, als sie an mir vorbei wollte, sprang ich hilfreich herzu, sprach sie an: Haben Sie ein Problem, gute Frau?
Die so angesprochene hob daraufhin den zur Seite geneigten Kopf: Wie bitte?
Platsch
Es knallte ordentlich. Mit einem richtigen Knalleffekt landete das Handy, das sie zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt und das durch das lang wallende Haar unsichtbar auf der Fahrbahn. Das also war Grund und Ursache ihres Zick Zackkurses und der grotesk leidenden Kopfhaltung gewesen!
Die unmittelbar darauffolgenden Schimpftiraden zu notieren erspar ich mir lieber. Blöder Hammel, hab ich noch im Ohr und die erleichterte Feststellung, dass das Handy unzerbrechlich zu sein schien, denn als ich mich nach einigen fluchtartigen Schritten noch mal umdrehte, saß das so wortgewaltige Weiblein schon wieder in der selben grotesken Haltung auf dem Rad und fuhr im Zick Zackkurs davon.
Der Chatabend
28. August 2008 in Weblogs
Seit ich in Pension, somit auch genügend Zeit für den mittlerweile heißgeliebten Computer, ist die tägliche Tour durch sämtliche Seniorenchats oberste Pflicht. Nicht der persönlichen Eitelkeit wegen, und schon gar nicht auf Partnersuche weil das Übel, pardon, wollte sagen: Weil das große Glück eh schon Dreißig Jahr zu Haus, sondern: Um mit mehr oder weniger Gleichgesinnten sich virtuell zu unterhalten. Ungezählte Stunden
Verbunden mit sowohl verbalen als auch gefühlvollen Erlebnissen. Wunderschön, romantisch, feenhaft, leider auch trügerische Momente. Ein Kaleidoskop- nein eine romantischen Wanderung über den Regenbogen gleicher Emotionen, die zu beschreiben, sich in etwa einem Gedicht widerspiegeln, das mir einst eine Chatlady verehrte. Sie nannte es: Der Chatabend
Die graue Schrift ist müde, die gelbe ist zu prüde, die rote Schrift ist heiter, die schwarze weiß nicht weiter. Die grüne Schrift für alles offen. Die Blaue hat wieder viel gesoffen
Lila wartet auf die große Liebe, der Rosa Schrift genügen Triebe. Für alle ist es noch zu früh, was sollen sie im Bett? So landen sie im Tschet (Chat.)
So weit, so gut. Um all diese Schriftfarben einzuordnen? Die blaue Schrift ist heiter, ahem angeheitert
Die rosa Schrift steckt voller Triebe
Lilaschrift erwartet große Liebe
Da kam die Frage wie war der Tag? Der Grauen schwer auf Schultern lag, Der Gelben gab er den Beweis, dass sie von Allen, besser weiß, der Roten verlief er wie im Nu, die schwarze wusste nicht, wozu? Die Grüne hat heut viel erfahren, Blau musste mit dem Taxi fahren, Lila: "Ob ich noch warten kann?" Die rosa: "Bist Frau oder Mann
?"
Uff, ich bin geschafft. Wie wunderbar doch diese virtuelle Welt, wo man noch traute Zwiesprach hält
wo manch verborgne Liebe blüht, und Gedankengut im Sehnsuchtsland verglüht
Wie wunderbar die Träume sind, zu Zweit? Allein? Ich find:
Lebe deine Gefühle, so lange sie leben. Und noch eine Weisheit: Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.
So gesehen ist der Seniorenchat, sind alle Chats allgemein, in Etwa diesem Zitat zuzuordnen: Durch Zufall lernten wir uns kennen, durch Zufall mussten wir uns trennen
Durch Zufall kann es auch geschehen, dass wir uns irgendwann mal wieder sehen.
Im Glücksrausch der Gefühle, als Senior durch diese wunderbare Welt der virtuellen Partner kennen lern Möglichkeiten wandern zu dürfen, musste ich unlängst einen virtuellen Tiefschlag mit einem Alten Knaben ist ein erlesener, österreichischer Rotwein runter spülen. Vollgepumpt mit positiven Aussagen zahlreicher Chatladys, mich als maskulinus schon siegessicher auf der unweigerlichen Siegesstraße wähnend, enterte ich unlängst in (unvernünftig) übermütig hochtrabend eitler Launen noch einen Chatraum, der mich jäh in reale Gefilde zurück beorderte. Stand da doch schwarz auf weiß die Damen hatten soeben den Chatraum anscheinend? denn letzten Wortlaut vergessend - verlassen, zu lesen: Wünsch Dir eine traumhafte Restnacht, ohne diese Blödmänner
!
Da ich nun mal maskulin bin, musste ich mich notgedrungen betroffen fühlen
!
.
Eine seltene? Gabe
9. August 2008 in Weblogs
Kommt der Mensch in die Jahre, ändert sich so mancherlei. Kleinere und größere Gebrechen kommen
Vergehen meist wieder
Sind weiters nicht schlimm, sondern eher unangenehm. Für mich jedenfalls da seit frühester Kindheit damit behaftet eher ein Wehwehchen. Bin seit meinem Babyalter auf einem Ohr taub. Resultierend durch eine Mittelohrentzündung, die nicht sofort behandelt werden konnte, weil just in jener Zeit, Kriegszustandsbedingt, Bomben auf meine Heimat fielen.
In der Schule verstand ich daher des Öfteren anstatt Bäcker nur Buckelkorb, was sich eher negativ auf meine Lernerfolge und der damit verbundenen Benotung auswirkte. Lernte aber hingegen das gesprochene Wort vom Mund meines Gesprächspartners abzulesen.
Nun ja, in der Jugendzeit war das Problem eher sekundär. Mit zunehmendem Alter aber auch beruflich bedingt kamen doch sehr oft unangenehme Missverständnisse zustande. Insbesondere dann, wenn ich in Richtung der gehörlosen Seite Rede und Antwort stehen sollte bzw. musste. Ein einziges Mal nur bekam ich unverhofftes Lob, wirkte sich meine Gehörlosigkeit positiv aus, und das kam so: Die Betriebsfeier war in vollem Gange, ich mitten drinnen. Bestens gelaunt, weil all meine wichtigen Gesprächspartner auf meiner linken der hörenden Seite saßen. Klappte alles wunderbar bis, ja bis sich einer meiner Chefs auf die Taube, eben an meine rechte Seite setzte. Sofort war ich schweißgebadet, nicht wissend, wie ich den Chef bei dem allgemeinen Lärm verstehen sollte. Zu allem Übel hob einsetzende Musik den Lärmpegel auf ein Niveau, auf dem ich absolut gar nix mehr verstand. Und der Chef redete, und er redete, und
Ja, er redete halt unaufhörlich auf mich ein. In zunehmender Panik versuchte ich wenigstens die meisten Worte von seinen Lippen abzulesen. Was in meiner Jugend kein Problem war, wurde zum Spießrutenlauf. Anstatt einfach zu sagen: Bitte, ich verstehe sie nicht, redete ich, wenn ich mal einen Wortfetzen sinngemäß auffing, in etwa in die Richtung weiter. War ein echtes Martyrium (für mich), das der Chef nach ner halben Stunde (endlich) mit folgenden Worten beendete. "Muss jetzt leider zu einem wichtigen Termin, darf Ihnen aber ein großes Kompliment machen."
Auf meinen mehr oder minder desperat fragenden Blick antwortete er: "Sie haben nämlich die seltene Gabe, Zuhören zu können!"
Das geheimnisvolle Wachstum
9. August 2008 in Weblogs
Getreu meinem Motto Bewege Dich täglich bin ich auch bei hochsommerlicher Hitze per pedes sprich zu Fuß unterwegs. Naja, der Juli 2008: Hitzewelle bis 32 Grad... wolkenloser Himmel, tropische Temperaturen, wunderschönes Urlaubswetter. Zumindest, was die Witterung in der Steirischen Bergheimat betrifft. Leider meist nur bis Mittag. Der Nachmittag geprägt von Blitz, Donner, sintflutartiger Regen, zum Glück nie lang anhaltend. Das schwüle, nasse Wetter beschert den Schwammerlsuchern wahre Rekordfunde. Aber nicht nur Schwammerlsucher kommen jetzt voll auf ihre Rechnung. Ob nun Kaiserwetter, Hitzeperiode... Wie immer man das Sommerhoch schon Wochen vor- und nach Beginn der Ferien auch nennen mag, es kehrt alljährlich in Form der sogenannten "Hundstage" wieder. Sind wahrlich Hundstage. So wird die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 24. August, benannt nach dem Sternbild des Hundes, allgemein bezeichnet. Während der Hundstage liegt meist ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, und es wird sehr heiß. Hierzu findet man in diversen Annalen interessante Darstellungen. So, zum Beispiel, gibt es zu den Hundstagen einige Bauernregeln die besagen, dass das Wetter beim Aufgehen des Hundssterns (Sirius) bestimmend für die kommenden Wochen ist (ähnlich der Regel zum Siebenschläfertag). Daneben besagt eine andere Bauernregel, dass heiße Hundstage einen kalten Winter vorhersagen
Huch jetzt bin ich fast zur Gänze von meinem eigentlichen Thema, das eher Freud- bzw. leidvolle Erfahrung beinhaltet, abgekommen. Ich joggte und walkte an einem der nämlichen Hundstage bei Bruthitze meinen täglichen 6 Kilometer Marathon, der mich unter anderem auch durch einen Auwald führte. Niemand kümmert es, dass Weg und Steg dicht mit wild wucherndem Gebüsch verwachsen, man sich unwillkürlich in einem subtropischen Dschungel wähnt, im Kampf mit ungezügelter Natur. Schimpfend und keuchend kam ich dann schlussendlich doch wohlbehalten wieder zu Hause an. Frisch geduscht und gewandet und mit dem wunderbaren Gefühl, der eigenen Gesundheit zuliebe den 60 plus Körper wieder mal auf Vordermann getrimmt zu haben, setzte ich mich auf die Terrasse, um mittels eines Sudokus auch meine grauen Zellen zu trimmen, als ich urplötzlich ein - wie soll ich sagen! Naja halt ein anschwellendes Gefühl am Unterleib verspürte. Anfangs dieser eher seltenen Regung wenig Beachtung zollend, verzog ich mich kurz da das Schwellgefühl immer stärker werdend auf ein stilles Örtchen, um Nachschau zu halten. Unbeschreiblich mein Gefühl der Freude, als sich da mein bestes Stück fast in doppelter Größe präsentierte. War ich da durch meine sportlichen Aktivitäten gar in einen Jungbrunnen gestolpert? Kehrte die jugendliche Spannkraft wieder? Oh Jubel, oh Freud?
Mitnichten. Als die Schwellung nun gar zu arg wurde, konsultierte ich meinen Hausarzt. Der hat mir mit einer Pinzette die Zecke, die ich mir bei meinem Waldlauf eingefangen, entfernt. Dass es das Biest ausgerechnet auf mein bestes Stück abgesehen hatte
! Nun ja. Es gibt dazu eine gute- aber auch eine schlechte Nachricht. Die Gute: Glücklicherweise immun, weil zeitgerecht die Auffrischungsimpfung bekommen. Die schlechte Nachricht: Der Schrumpfungsprozess hat mittlerweile eingesetzt
! Ist nicht aufzuhalten
Dauert an
Seufz
Wird wohl in einigen Tagen wieder so sein wie immer
Der Märchenerzähler
9. August 2008 in Weblogs
Meine jüngste Enkeltochter ganze 3 Jahre jung - hält mich zusätzlich auf Trab. Bin abkommandiert zum Märchenerzähler. Mir dünkt, ich träum bald nur noch von Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Rotkäppchen, und so fort weil dies täglich auf der Wunschliste meiner Enkeltochter stehend...
Bin schon (fast) ein Poet geworden, was das Hinzudichten anlangt. Kann einfach der Kleinen nicht vorlesen, dass die Königin vom Jäger verlangt, dem Schneewittchen das Herz aus dem Leib zu reißen. Hab da echt Schwierigkeiten, und deshalb bediene ich mich eben einer blumenreichen Umschreibung, was mir fast immer sofortige Protestkritik einbringt: "Opa... Das hat die Tante aber nicht so gelesen... Opilein, das stimmt nicht, die Hexe wollte den Hänsel braten und nicht einsperren weil er schlimm war".... Sind ja furchtbar, diese Märchen
Gar grauslich anzuhören
Da frisst der böse Wolf das Rotkäppchen samt Großmutter
Dort vergiftet die neidische Stiefmutter das Schneewittchen mit einem präparierten Apfel
Und die böse Hexe bei Hänsel und Gretel ist ja auch nicht ohne
Da lob ich mir schon eher die Lausbubenepisoden des Wilhelm Busch. Obwohl auch diese Geschichten für die beiden Titelhelden Max und Moritz tragisch enden. Die, anstatt durch weise Lehren Sich zum Guten zu bekehren, das berühmte Fass zum Überlaufen brachten, und als Strafe dafür - zu Korn gemahlen von Gänsen gefressen werden. Doch die Reaktion auf die Nachricht von dem Tod der beiden wird als Frohbotschaft aufgefasst, was wiederum den eher makaberen Beigeschmack ähnlicher Märchen widerspiegelt und schon zu Beginn der Lausbubengeschichten mit dem berühmten Satz: "
Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe
! vorangekündigt ist.
Zu diesen Geschichten fällt mir die Legende vom Brandner Kaspar ein, die och wie lang ist das schon her mir meine Großmutter vorlas, und die ich später sogar als Theateraufführung miterlebt habe. Um wie viel heiterer liest sich die Geschichte des Münchner Schriftstellers Franz Ritter von Kobell: Der "Boandlkramer", wie der Sensenmann im bayerischen Brauchtum auch bezeichnet wird, will den 72-jährigen Tegernseer Schlosser Kaspar Brandner ins Jenseits befördern. Doch der listige Brandner Kaspar fühlt sich noch viel zu vital, um der Welt schon Ade zu sagen. Er überlistet den Tod indem er ihm mit Kirschenschnaps einen Rausch anzüchtet, um den stockbetrunkenen Gevatter dann beim anschließenden Kartenspiel zu betrügen. Der Gewinn: Weitere achtzehn Lebensjahre.
Die meisten Märchen enden auch eher glimpflich. Wie etwa Dornröschen, der gestiefelte Kater, oder Hans im Glück, um nur einige zu nennen. Blickt man in die Märchenwelt anderer Völker, spiegelt sich auch dort wie da ein ähnliches Bild, etwa die Geschichten der Märchenerzählerin Seherezade, die eintausend und eine Nacht lang ihrem Gebieter Fabeln erzählen musste, um ihr Leben zu retten.
Bleibt als der Weisheit letzter Schluss die Frage im Raum stehen: Sind Märchen tatsächlich so grausam oder sieht der erwachsene Mensch weil täglich mit der Realität konfrontiert das doch anders, als kindlich naive Phantasie?
Eine liebe Chatbekanntschaft hat mir einmal ein Gedicht für meine Homepage verehrt, wonach doch eher Letzteres stimmen dürfte.
Die Dame reimt folgendes:
Das Märchenbuch!
Da war ein Märchenbuch aus alten Zeiten,
das gabst du mir geöffnet in die Hand,
und plötzlich führten uns die bunten Seiten
jenseits des Alltags in ein Märchenland.
Ich ließ mich gern einmal dazu verführen
zu glauben, was auf diesen Seiten steht.
konnte in Träumereien mich verlieren,
weitab von Logik und Realität.
Doch jeder Traum geht auch einmal zu Ende,
und dann führt die Vernunft wieder Regie.
Dass solche Träumerei Erfüllung fände,
das ist und bleibt nur eine Utopie!
Das Märchenbuch - ich halte es noch immer
in meiner Hand .- Mit einem letzten Blick,
und in den Augen einem feuchten Schimmer,
stell ich es selbst an seinen Platz zurück! ...
Wie war das noch mit den sieben Geißlein? Aja, der Wolf fand sie, bis auf Eines alle und sperrte sie in ein
"Geh Opapa, gib her. Da steht: Und der Wolf verschluckte sie in seiner Gier alle, bis auf das Kleinste, das sich im Uhrkasten versteckt hat
"
Ein Wunderkind? Meine Enkeltochter
? Liest mir mit Drei Jahren schon aus dem Märchenbuch vor
?
Die heutige Generation scheint merkfähiger zu sein. Wohl auch durch den Umstand, dass in digitalen Mediawelten via TV, Spielkonsole, Handy und DVD, dass Alien, Wehrwölfe, Vampire und Spinnenmenschen mein (absichtliches) Fehlverhalten fehl am Platz, und schon in seinen Ansätzen zum Scheitern verurteilt
Ein allerletzter Versuch: "
Heißest Du etwa gar Rumpelstilzchen?" "Das hat Dir der Teufel gesagt
!" In seiner Wut stieß das kleine Männchen sein rechtes Bein tief in den Fußboden und blieb da stecken
"Aber Opa! Das Rumpelstilzchen riss sich doch selber mitten entzwei
"
Da gab ich auf.
Kinderlogik
9. August 2008 in Weblogs
Mit zunehmendem Alter benötigen meine Bronchien zeitweilige Unterstützung. Daher in dieser Angelegenheit unterwegs, fand ich in der örtlichen Bergapotheke in Form eines Brusttees die nötige Bronchialunterstützung. Erwartungsvoll öffnete ich den Karton. Naja, riechen tät er schon nicht schlecht, geisterte die Erfolgsmeldung durch meine Hirnwindungen, um gleichermaßen angestrengte Gehirnzellen für folgenden Dialog einsetzen zu müssen: " Du Opa, was ist das?" Unermüdlicher Fragesteller, meine Enkeltochter Julia, grade Mal ganze 3 Jahre alt geworden. "Das ist ein Teeei."
"Warum!"
Tja, was sollte ich darauf antworten? Ich konnte meiner Enkeltochter beim besten Willen nicht erklären, warum das ein Teeei war. Grübelte hin, grübelte her
Mein Wortschatz reichte nicht, um hierzu eine ausreichend zufrieden stellende Antwort zu finden. Es war halt mal ein Teeei, in das ich den pulverisierten Brusttee einfüllte, um das so gefüllte Ei in ein Häferl zu hängen und mit heißem Wasser zu übergießen.
"Warum ! Wird das ein weiches Ei?" Mitten in der Bewegung blieb das Ei in der Luft hängen. Die Logik war ja nicht von der Hand zu weisen. Ein Hühnerei würde wahrscheinlich ein weich- oder hart gekochtes Ei ergeben, aber ein
"Warum!" Na, weil das Teeei Ei genannt wird ob seiner ovalen Form, und weil daraus Brusttee zubereitet wird.
"Warum!" Geduldig versuchte ich meiner stereotyp "Warum" fragenden Enkelin zu erklären, dass ich mir jetzt einen Brusttee zubereiten werde, weil ich
"Warum!"
Mir gingen schön langsam die noch halbwegs plausiblen Antworten und Erklärungen aus. Um Klein Julia endlich von ihrer Fragerei abzulenken, fragte ich sie ob sie auch einen Brusttee trinken wolle. "Nein!" Jetzt war ich mal dazu veranlasst zu fragen: Warum
"Opa, weil ich noch keine Brust habe
!"