Teil II - Bergwacht Lenggries
Das Einsatzgebiet der BW Lenggries ist sehr groß und hat eine Längenausdehnung von über 30 km, wobei es sich überwiegend um unwegsames alpines Gelände handelt. Gute Gebietskenntnisse sind hier ausschlaggebend für einen schnellen Einsatz.
Natürlich ist die entsprechende Ausrüstung sehr wichtig für eine erfolgreiche Einsatzbewältigung. Dazu gehören bei uns 2 Geländefahrzeuge, 2 Skidoos, viele Akjas, Sommertragen, Luftrettungssäcke, Vakuumbetten, Vakuumschienen, Frühdefi, Arztkoffer, Kletterseile, Karabiner, Haken, Sta-tikseile, Baumbergesets für Gleitschirmfliegerbergung, Funkgeräte, Funkhelme für den Hubschrau-bereinsatz und vieles mehr.
Ein drittes Geländefahrzeug steht den Einsatzleitern der Bereitschaften Lenggries und Bad Tölz zur Verfügung, die im Wechsel rund um die Uhr für Rettungseinsätze erreichbar sein müssen. An Wochentagen, wenn die meisten Bergwachtler in ihrem Beruf arbeiten, meldet sich der Einsatzleiter innerhalb von 2 min. nach Alarmierung bei der Rettungsleitstelle, koordiniert den Einsatz und ist zumeist schon an der Einsatzstelle, bis die nachalarmierte Einsatzmannschaft eintrifft. Somit werden kurze Reaktions- und Ausrückezeiten erreicht, wie bei einem professionellen Strassenrettungsdienst.
Die Skidoos werden für Wintereinsätze auf den Langlaufloipen oder im Skitourengelände benötigt. Ohne Skidoo wäre es nicht möglich, auf dem weit verzweigten und teilweise abgelegenen Loipennetz einen verunfallten Skilangläufer in angemessener Zeit zu erreichen, med. zu versorgen und anschließend abzutransportieren.
Fahrzeuge und Geräte müssen stets einsatzklar gehalten werden. Deshalb wurde schon vor 30 Jahr-en, mit erheblichem finanziellen Aufwand und enormer Eigenleistung, ein Bergwachthaus mit De-pot und Garage in Lenggries gebaut. Die Bergwachthütte auf dem Brauneck wurde in den letzten Jahren vergrößert und den Bedürfnissen angepasst. Erhebliche Kosten sind dabei für die Bereit-schaft angefallen, wenn auch ein Teil über Bergwachtpräsidium und Rettungszweckverband abgedeckt wurde.
Die BW-Bereitschaft Lenggries hat ca. 60 aktive Bergwachtmänner und inzwischen auch frauen, die in 6 Einsatzgruppen aufgeteilt sind. An Wochenenden und Feiertagen ist jeweils eine Gruppe zum Dienst eingeteilt. Im Sommer im Bergwachthaus in Lenggries als zentraler Ausgangspunkt für Einsätze, weil hier auch die Einsatzfahrzeuge stehen, im Winter in der Bergwachthütte am Braun-eck, weil sich in diesem Pistenskigebiet über 90 % unserer Wintereinsätze ereignen und wir somit viel schneller am Unfallort sein können.
Bei den Wintereinsätzen im Pistenskigebiet werden wir an den Wochenenden von den Bereitschaften Tölz, Wolfratshausen und München unterstützt. Alle diese Dienste der verschiedenen Berg-wachtbereitschaften erfolgen ehrenamtlich und ohne Bezahlung.
An Wochentagen wird die Pistenrettung durch die Skiwacht durchgeführt. Das sind ausschließlich Bergwachtmänner, die im Winter hauptamtlich Dienst machen und von der Stiftung Sicherheit im Skisport SIS dafür bezahlt werden. Teilweise sind es Handwerker die im Winter in ihrem Bauberuf nicht arbeiten können, teilweise Studenten in Semesterferien. Ich selbst machte nun 3Winter, als pensionierter Polizist, Skiwachtdienst und war als lebensältester, gleichzeitig Skiwachtjüngster. Organisiert wird die Skiwacht durch den Deutschen Skiverband und die Bergwacht. Das Equipment, die Infrastruktur (Diensthütten, Fahrzeuge, Rettungsgerät usw..) und die Dienstaufsicht stellt die örtliche Bergwachtbereitschaft.
4 Skiwachtmänner, also 2 Einsatzteams, sind täglich vor Ort, manchmal aber auch weniger. Dabei fallen an manchen schönen Skitagen bis zu 8 Einsätze an, die sich zeitlich überschneiden können. Es gibt aber auch Schlechtwettertage ohne Rettungseinsatz, da bleibt es dann bei der Pistenstreife.
Für das Skigebiet Brauneck ist auch eine Lawinenkommission tätig, die für die Sicherheit der Pisten im Hinblick auf Lawinengefahr zu sorgen hat und der Gemeinde als der für Gefahrenabwehr (Pistensperrungen) zuständigen Behörde, Empfehlungen gibt. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Neben Angestellten der Bergbahnen, Liftunternehmen und der Polizei, sind auch erfahrene Bergwachtmänner in dieser Lawinenkommission tätig. Am 25./26.03.06 sollte die Deutsche Meisterschaft im Buckelpistenfahren am Garlandhang im Brauneckgebiet ausgetragen werden. Die Piste war bereits vom veranstaltenden Skiclub Bad Tölz bestens präpariert, als wir sie 2 Tage vorher wegen akuter Lawinengefahr (plötzlicher Wärmeeinbruch und Regen) sperren mußten. Das Rennen wurde mit viel Aufwand in eine andere Abfahrt am Brauneck verlegt. In der Nacht zum 27.03.06 ging dann am Garlandhang eine große Lawine ab, die den gesamten ursprünglich für das Rennen präparierten Pistenbereich verschüttete. Hier bestätigte sich das verantwortungsbewusste und konsequente Handeln der Komissionsmitglieder, wodurch eine Katastrophe verhindert wurde.
Hallo, Karwendler,
vielen Dank für Deine ausführlichen Informationen !
Gerne sind wir überall in den Alpen gewansert, allerdings nur ausnahmsweise auf einen Berg gestiegen ! Aber für alle ist es notwendig, außer "Bergrettung" im Fernsehen auch mal "wirkliche Schilderungen " zu bekommen !
Vielen Dank !
Herzlichen Gruß
Beamarie