NEUE ERDE, NEUER HORIZONT
Was meinem Eintrag der Vollständigkeit halber und zum besseren Verständnis noch ergänzt werden müßte, ist hier dieser erste Teil, der sich bereits 'ergeben' hat, nachdem ich
(in dieser erwähnten Erschütterung, unendlich existenziell und ganzkörperlich)
mit dieser empfundenen 'Hingabe des Sterbens' die Talsohle vollens durch-wandert hatte und auf der anderen Seite der 'Wunde' angekommen war:
Mein Gott, was ist in dieser einen, kleinen Woche in einem wahnsinnigen Tempo alles passiert.
Ereignis an Ereignis, im Stunden- und Minutentakt. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles noch auf die Reihe kriegen soll. Es überschlug sich alles,
stellte alles auf den Kopf...
Und gerade SO alles richtig,
wieder auf die Füsse,
in eine neue Realität,
ins Hier und Jetzt -
ganz für die Ewigkeit -
aber all dies ohne jede Bindung, ohne jede Ausschließlichkeit.
nicht in den Kopf geschobene Planung und Programm,
nein, NEIN, nur im JETZT,
immer nur für den Augenblick,
ewig absichtslos,
zum wahrnehmen und genießen,
Erleben immenser Freude und Freiheit,
Schönheit auf dem tiefsten Grund der Seele,
Herrlichkeit, die weh tut,
den Brustkorb zum überlaufen füllt und das Herz bis ins Jenseits schlagen läßt.
URGEWALTEN
in
mich über-leben-lassenden Rationen,
wie ein Liebesakt, der alles, alles lööööst, ent-fesselt,
im Rhythmus des ewig Gebenden und Nehmenden, Fließenden.
Gibt es noch was darüber hinaus?
Ein noch Mehr an möglicher Fülle,
Ganzem,
ja Universalem?
Und ich weiß, ich kann es nicht erFASSEN,
ich weiß, ich brauche keinen Versuch einer Antwort.
NEUE ERDE NEUER HORIZONTUnd das Erhaltene, dieses ohne jede Maß Geschenkte und Beschenkende ist dabei, sich zum unauflöslichen Boden unter meinen Füssen zu bilden,
sich zu verfestigen als unerschütterlicher Fels,
aus gerade geliefertem Stoff, der gefeit ist gegen alles und jede noch so stürmische Brandung.
Es ist die unumstößliche, aus der Ewigkeit stammende Sicherheit, die sich in mir Bahn bricht
und dabei ausschließlich
und immer nur für den Augenblick gilt,
den ich nicht beliebig retten und verlängern kann,
die Gewißheit meiner Zugehörigkeit, die immer nur im JETZT ihre Gültigkeit behält,
und nur so lange anhält, wie ich wirklich frei von Allem bin,
mich immer nur diesem gerade sich ereignendem Augenblick öffne und hingebe,
willigste Bereitschaft erzeuge, mich selbst zu verlieren in ein vermeintliches NICHTS,
um gerade dann,
ALLES zu SEIN,
es bereits schon erhalten zu haben,
was ich vergeblich versuchte zu erobern.
in Allem nur Ich,
und Ich in Allem, - mit Allem - und ALLEN Teilen des Ganzen.
Und nur so, durch das an-einander-reihen von Augenblick zu Augenblick,
wie Masche an Masche,
ist ein erfülltes Leben möglich,
ergibt sich zwangsläufig die Fülle.
Und da, wo im Moment vielleicht unendlicher Schmerz mich erschüttert,
eine klaffende, unstillbare Wunde blutet,
eine Ohnmacht mich erdrückt,
die keinen Ausweg auch nur in weite Aussicht stellt,
gerade auch in dieser Hingabe an diese Aus-weglosigkeit
erhebt es mich -
vollendend
in dieses All-EINE, dessen Teil ich bin,
verschmelzt eine nicht mehr selektierbare Liebe des Seins
die Dunkelheit UND das Licht,
alles unter der Erde mit dem in der Sonne lebendem LEBEN,
entschlackt wie pures Gold.
Es fasse es, wer es fasse.
Natürlich ist die Realität, der wirkliche Alltag, nicht ständig dieses Erleben dieser superlativen Schau der Seele, dieser Blick bis hinein ins Unendliche und Ewige, in dieses Sein ohne jede Zeit und jeden Raum.
Aber was ich zur Zeit in ganz besonderem Maße erlebe, sind die Kostbarkeiten der Geschenke des Augenblicks, denen ich erlaube, immer mehr meine besonderen "Nahrungsergänzungsmittel" zu werden, um die Zwischenstationen aufzufüllen, und spätestens auf meinen Durststrecken meine eiserne Ration sein sollen, damit sie mir wieder diesen Geschmack auf die Zunge legen, meinem Leben langsam und stetig Farbe geben, um mir wieder die Schönheit des Ganzen zu verleihen und es, Pinselstrich für Pinselstrich zu vervollständigen, im so gewollten Sinne des Wortes kommplettieren.
Oh ihr verheißungsvollen vielen kleinen Tode, die ich sterbe,
oh ihr süßen Niederlagen, die ihr mir immer mehr schenkt als ihr mir nehmen konntet,
ich umarme euch Alle, die ihr mir das Leben in so reichlich, überschäumende Maße einschenken wollt,
ich heiße Euch willkommen in meinem Leben
und vereine in mir,
was mich vereinigt hat mit dem über mir und unter mir und neben mir, allem Ewigen und Jetzigem.
OH MENSCH - DU
DU WESEN DU
DU MENSCHGEWORDENE
DU GESTALT ANGENOMMENE
LIEBE GOTTES
Lieber Subito,
soeben habe ich deinen wunderschönen, tiefsinnigen, traurigen und doch so hoffnungsvollen Text gelesen. Er hat mich tief ergriffen, auch wenn ich nicht alles verstehe.
Dein Text erinnert mich an meine Gedanken und Gefühle nach dem Tod meines Mannes im Mai 2007. Zu dem Zeitpunkt habe ich die Gedichte von Hilde Domin besonders lieben gelernt. Das folgende Gedicht hat meine Gefühle damals besonders gut ausgedrückt - ich zitiere:
"Bitte
Wir werden eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen,
wir werden durchnäßt
bis auf die Herzhaut.
Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht,
der Wunsch, den Blütenfrühling zu halten,
der Wunsch, verschont zu bleiben,
taugt nicht.
Es taugt die Bitte,
daß bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe.
Daß die Frucht so bunt wie die Blüte sei,
daß noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden.
Und daß wir aus der Flut,
daß wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden."
Ich finde auch deinen Gedanken:
"Und nur so, durch das an-einander-reihen von Augenblick zu Augenblick,
wie Masche an Masche,
ist ein erfülltes Leben möglich,
ergibt sich zwangsläufig die Fülle."
wunderschön und nachdenkenswert.
So bin ich in der Lage gewesen, durch dieses Aneinanderreihen von Augenblicken zu einem gelungenen und glücklichen Leben zu gelangen. Ich wünsche von Herzen, dass dasselbe dir gelingen wird!
Herzliche Grüße
Danna