Nach Malta der Sprache wegen 5
Eine ganze Weile schaue ich zu, bis ich langsam Hunger verspüre und in einer Pizzeria auf der Republic Street eine Pause einlege. Das Lokal ist fast ein Spiegel-Labyrinth, alle Wände sind mit Spiegeln verkleidet, die den Raum bis ins Unendliche erweitern.
Die Pizza ist gut, der Kaffee auch, und nach einer Stunde verlasse ich gestärkt das Lokal und mache mich auf den Heimweg. Die Busse fahren offenbar nicht nach einem festen Fahrplan, sondern alle Busse einer Linie stehen in einer Reihe hintereinander. Sobald der erste voll ist, fährt er ab, und der nächste rückt auf usw. Nach 20 Minuten bin ich wieder zu Hause. Das Essen im Hotel macht mich auch heute nicht besonders an: Cannelloni mit einer Spinat-Hackfleisch-Füllung, zuvor eine recht ordentliche Kartoffelsuppe und zum Nachtisch das obligatorische Eiskrem.
Nach dem Essen klöne ich noch ein wenig mit den anderen an der Bar, gehe gegen 9 Uhr noch einmal in die Stadt, um Eule und Willi anzurufen. Nach Heimgehen ist mir noch nicht, und so setze ich mich in die Waves-Bar an den Tresen und beobachte bei einem Bier die Leute. Der Laden summt wie ein Bienenstock. Tresen und Tische sind voll besetzt, und hinter der Theke arbeiten drei Mann, um alle Wünsche zu erfüllen. Damit sie den Überblick nicht verlieren, kassieren sie jedes Getränk sofort. Hier verkehren überwiegend Einheimische aus allen Schichten und ein paar meist englische Touristen. Es wird Billard und Dart gespielt, sowie an den Spielautomaten das Glück versucht. Es herrscht ein unglaublicher Lärm, aber es ist hochinteressant.
Als ich nach dem zweiten Bier heimgehen will, regret es in Strömen. Ich mache auf dem Absatz kehrt zurück ins Lokal und trinke noch ein Bier. Dabei komme ich mit einem älteren Paar aus England ins Gespräch, und wir unterhalten uns recht angeregt über Gott und die Welt.
Die Regenschauer auf Malta dauern nie recht lange, und ich kann nach dem dritten Bier trockenen Fußes heimgehen, bleibe jedoch wieder an der Hotelbar hängen, wo es dann recht spät wird. Samstag ist ja keine Schule, und so komme ich erst nach Mitternacht ins Bett.
Samstag, 27.11.93
Endlich mal länger geschlafen, doch um 9.30 Uhr ist das Frühstück vorbei, also muß ich spätestens um 9.00 Uhr unten sein.
Ulrike läßt sich noch nicht blicken. Im Frühstücksraum sitzen Renate und ihre Schwester, sie reisen heute ab und machen etwas traurige Gesichter. Sie wollen noch eine Runde gehen, bevor um 12.00 Uhr der Bus sie abholt. Eigentlich wollten Ulrike und ich heute nach Valletta fahren, aber sie scheint noch fest zu schlafen. Also gehe ich an die Sea-front. Es ist strahlender Sonnenschein, richtig warm, aber sehr starker Seegang. Ein faszinierendes Schauspiel, wie 3-4m hohe Wellen angerollt kommen, sich mit unglaublicher Wucht an der Felsküste brechen, sodaß der Gischt haushoch aufspritzt und sich teilweise über die Strandpromenade ergießt. Eire Menge Leute sind unterwegs und beobachten dieses Spektakel, das ein bißchen wie Feuerwerk ist, weil man nie genau weiß. wo und wie stark die nächste Wasserexplosion stattfindet. An der Strandpromenade steht ein Händler mit seinem Verkaufs-wagen, der handgearbeitete Strickwaren anbietet, Jacken, Westen, Pullover, alles wunderschöne, meist weiße Strickereien. Die Stücke aber, die er vor und hinter und rings um seinen Wagen aufgehängt hat, sind alle schon patschnaß und triefen formlich vom Seewasser. Und trotzdem hängt er sie nicht weg. Unbegreiflich.
Auf der Strandpromenade treffe ich auch Renate und ihre Schwester wieder (deren Name fällt mir einfach nicht mehr ein). Sie wollten einen Kaffee trinken, waren aber von der Brandung so fasziniert, daß sie auf einer Bank sitzenblieben. Nachdem wir eine Weile gemeinsam das Naturschauspiel genos- sen haben, gehen wir dann doch in ein Kaffee und schwätzen miteinander, bis es für die Beiden Zeit wird, ins Hotel zurückzukehren. Dort treffen wir auch Ulrike, die inzwischen aufgewacht ist, es ist halb zwölf. Sie hat bis in die frühen Morgenstunden gelesen, weil es so spannend war, daß sie nicht aufhören konnte.Nachdem sich die beiden Münchnerinnen verabschiedet haben, fahren wir dann doch noch nach Valletta. Doch recht viel anders als gestern ist es auch heute nicht. Ab und zu regnet es kurz, dann scheint wieder die,Sonne. Wir umrrun- den heute die ganze Stadt, genießen auch hier den Anblick der Brandung, die sich an den äußeren.Hafenmauern bricht, und finden die rechte Seite von Valletta am Grand Harbour schöner als die linke am Marsamxett-Harbour. Nachdem hierüber Einigkeit besteht, suchen wir uns einen Bus zurück nach Sliema, trinken in der Waves-Bar noch etwas und laufen dann zurück ins Hotel.
So, meine Lieben, das war die erste woche meiner Malta-Reise. Die beiden nachfolgenden Wochen brachten außer Fortschritten im Unterricht nichts weswntlich Neues.Deswegen beende ich hier meinen Bericht Wenn Ihr Lust auf mehr habt, kann ich noch von anderen Reisen erzählen. Laßt es mich nur wissen.
Priamos
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