Anstelle der süffigen ach gut Polemik hier auszugsweise ein Bericht der FAZ, der schildert wie Ursula von der Leyen zur Kandidatur als EU Kommissionspräsidentin nominiert wurde:
Als die neuen Spitzen Europas nominiert waren, rieben sich viele die Augen. Wo war jetzt plötzlich Ursula von der Leyen hergekommen? Manche sahen sie zwar als künftige deutsche Kommissarin in Brüssel, andere als mögliche Außenbeauftragte. Aber als Kommissionspräsidentin nein, da hatte sie so gut wie niemand auf der Rechnung.
Macron und von der Leyen sind sich Im Frühjahr 2013 zum ersten Mal begegnet, sie als deutsche Arbeitsministerin, er als Wirtschaftsberater des Präsidenten Hollande. Die Deutsche bereitete damals einen Coup vor: einen europäischen Gipfel gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Das war das drängende Problem in Südeuropa, Frankreich eingeschlossen, während Deutschland im Ruf stand, es wolle diesen Ländern immer nur neue Sparprogramme aufbürden.
Das Vorhaben fand viel Widerhall, in Berlin wie in Paris, es wurde immer größer: zu einem Gipfeltreffen nicht nur der Sozialminister, sondern auch ihrer Regierungschefs.
Der von der Leyen organisierte Gipfel galt als Ausdruck ihres Strebens nach einem Posten mit internationaler Bühne tatsächlich rückte sie ein paar Monate später, nach der Bundestagswahl, ins Verteidigungsressort auf.
Für Frankreich wäre sie als Nachfolgerin von Merkel eine Idealbesetzung gewesen. Von der Leyen spricht fließend französisch, sie tritt ebenso gewandt wie elegant auf. Sie steht für ein modernes Gesellschaftsbild und eine engagierte Sozialpolitik, alles ganz im französischen Sinne. Macron wird die Ministerin aufmerksam verfolgt haben.
Danach kreuzten sich beider Wege, wenn die Kabinette aus Paris und Berlin zweimal jährlich zu Ministerräten zusammenkamen. Von 2014 bis 2016 war Macron Wirtschaftsminister. Nach seiner Wahl zum Präsidenten 2017 ergaben sich neue Kontakte. Zum Beispiel, als kurz darauf die Verteidigungsminister unter Anleitung der Regierungschefs gemeinsame Rüstungsprojekte anschoben, darunter ein gemeinsamer Kampfpanzer und ein Kampfflugzeug der Zukunft.
Vor einem Jahr, Mitte Juni, trafen sich das deutsche und französische Kabinett in Meseberg. Danach berichtete Le Monde, dass Macron damals schon die Möglichkeit zur Sprache gebracht habe, dass Ursula von der Leyen Kommissionspräsidentin werde. Die Kanzlerin habe nicht die Tür geschlossen, wurde eine ungenannte Quelle zitiert.
Macron fällte über Weber, den Spitzenkandidaten der CDU/CSU schon frühzeitig sein eigenes Urteil: Weber sollte nicht Kommissionspräsident werden. Macron hatte ihn gewogen und für zu leicht befunden, die Chemie stimmte nicht.
In Berlin und auch in Brüssel wurde seinerzeit schon über europäische Ambitionen von der Leyens spekuliert. Weber sah die Verteidigungsministerin als seine gefährlichste Konkurrentin falls die Kanzlerin nicht selbst Kommissionspräsidentin werden wollte. Weber und seine Vertrauten versuchten wochenlang herauszufinden, ob von der Leyen in den Ring steigen und ob sie von der Kanzlerin unterstützt werden würde.
Von der Leyen bewarb sich nicht. Als sich CDU und CSU mit Müh und Not in ihrem Streit über Migration wieder vertragen hatten, sagte Merkel Weber ihre Unterstützung zu, auch öffentlich.
Doch Manfred Weber konnte nur eine einzige Chance haben, das Amt gegen Macrons Willen zu erobern: wenn er gleich nach der Wahl eine Mehrheit im Parlament für sich zustande bringen würde. Dagegen hätte sich auch ein französischer Präsident kaum stellen können.
Am Mittwoch voriger Woche musste Weber aber intern eingestehen, dass er gescheitert war – ihm fehlte nach der EU Wahl die nötige Unterstützung um im EU Parlament zum Kommissionspräsidenten gewählt zu werden.
Aber auch Frans Timmermans, sein sozialdemokratischer Konkurrent wurde nach 18 Stunden Personalpoker am letzten Mittwoch abgelehnt.
Da brachte Macron einen bis dato neuen Namen ins Spiel: Ursula von der Leyen. Der Weg war frei. Nun darf man gespannt sein wie das Europaparlament entscheidet. Ich hoffe sehr dass von der Leyen gewinnt. Gut für Europa und gut für Deutschland.