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Die jungen Kläger
Das von WDR 2 produzierte Video, in dem der Kinderchor des Senders auf die Melodie von Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad Verse wie Meine Oma ist ne alte Umweltsau singt, hatte eine Empörungswelle im Netz ausgelöst, schreibt die Kronen Zeitung heute in Österreich. Finde das Lied in der obszönen Abwandlung unter aller Würde. Nervt doch eh schon die Greta Thunberg, hackt auf alte Leute ein, die doch nur das Beste wollten, das Land nach dem Krieg wieder aufbauten. Anstatt endlich das Handerl vom Smartphone lassen, eben auch auf gewisse- bzw. viele Errungenschaften einfach verzichten. Man sollte den Jungen schon zeigen, dass das nicht nur die Alten alles verursacht haben, wie das die alte Dame im nachfolgenden Beitrag machte.
Beim Bezahlen an der Kasse schlägt die junge Kassiererin der an der Kasse stehenden alten Dame vor, beim nächsten Einkauf doch ihre Einkaufstasche mitzubringen, denn Plastiktüten seien schlecht für die Umwelt.
Da haben Sie recht, entschuldigt sich die alte Dame. War in Eile und habe die Tasche entgegen meiner sonstigen Gewohnheit zu Hause gelassen.
Die junge Frau erwiderte: Wissen Sie, unser Problem ist nämlich, dass Ihre Generation sich keine Gedanken darüber gemacht hat, in welch schlechtem Zustand sie die Umwelt uns Jungen und den zukünftigen Generationen hinterlässt. Umweltschutz ist, war sicher sicherlich ein Fremdwort für Sie.
Das stimmt. Erwiderte die alte Frau. Das stimmt genau. Und wissen Sie auch warum? Meine unsere Generation kannte keinen Umweltschutz, weil das gar nicht nötig war, denn Sprudel – Bier etc. Flaschen gaben wir an den Laden zurück, in dem wir sie gekauft hatten.
Von dort gingen sie an den Hersteller, der die Flaschen wusch, sterilisierte und auffüllte, so dass jede Flasche unzählige Male benutz wurde. Die Milch holten wir beim Milchhändler in unserer eigenen Milchkanne ab. Aber Umweltschutz kannten wir nicht.
Wozu auch? Für unsere Gemüseeinkäufe benutzten wir Einkaufsnetze, für den Resteinkauf unsere Einkaufstaschen. Vergaßen wird sie, so packte uns der Händler den Einkauf in braune Papiertüten, die wir zu Hause für viele Zwecke weiter verwendeten. Zum Beispiel zum Einpacken der Schulbücher, die uns von der Schulleitung unter der Auflage, dass wir sie gut behandeln, kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Nach Beendigung des Schuljahres wurden sie wieder eingesammelt und in gutem Zustand an den nachfolgenden Jahrgang weiter gereicht. Daher kannten wir Umweltschutz nicht.
Wir stiegen Treppen hoch, denn Aufzüge oder Rolltreppen gab es kaum oder überhaupt nicht. Wir gingen zu Fuß die paar Schritte zum nächsten Lebensmittelgeschäft und benutzten keinen 300 PS starken SUV.
Damals wuschen wir Babywindel, weil es keine Einwegwindeln gab. Wäsche allgemein mit der Waschrumpel im Waschtrog oder im ländlichen Bereich über den Schwemmsteg geneigt, am Fließwasser. Damals gab es weder Waschmaschine noch Wäschetrockner.
Kinderkleidung ging stets an die jüngeren Geschwister. Wir konnten uns neue Kleider nicht leisten. Im Haus hatten wir ein einziges Radio und später einen Fernseher, dessen Bildschirm im Gegensatz zu seinem sonstigen monströsen Umfang lediglich so groß wie eine aufgeschlagene Buchseite war. Elektrische Küchenmaschinen waren uns unbekannt, ebenso Umweltschutz. Als Postermaterial für Pakete benutzten wir alte Zeitungen. Kein Styropor oder Plastik. Der Rasenmäher wurde per Hand geschoben, verbreitete weder Lärm noch Gestank. Ideales Fitnesstraining, wodurch sich energiefressendes Laufband erübrigte.
Wasser tranken wir direkt aus der Leitung oder dem irdenen Tonkrug, benötigten daher keine Plastikflasche. Unsere leeren Schreibfüller wurden wieder mit Tinte gefüllt, anstatt neu zu kaufen. Aber Umweltschutz kannten wir nicht.
In jener Zeit fuhren unsere Kinder mit Bus, Bahn, Straßenbahn oder fuhren mit dem Fahrrad beziehungsweise gingen zu Fuß. 24 stündiger Taxiservice der Mutter war unbekannt.
Aber bedenken Sie: Es ist schon traurig, wenn die junge Generation sich darüber beklagt, wie verschwenderisch wir Alten gelebt haben, nur weil wir keinen Umweltschutz kannten?
Mit hochgezogener Augenbraue wandte sich die alte Frau nun direkt der Kassiererin zu. Glauben Sie wirklich, wir Alten benötigen solch eine Belehrung? Und dann noch von einem Mädchen, dass mir nicht einmal das passende Wechselgeld geben kann, ohne die elektronische Kasse zu befragen!!!…
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