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Gedanken über Gedanken.
Von Webra am 15. Mai 2025 um 13:01Wie entstehen Gedanken in unserem Kopf?
Sind wir an ihrer Entstehung unbewusst beteiligt?
Viele kommen, obwohl wir sie nicht haben wollen.
Was treibt viele Menschen, im Gegensatz zu der Mehrheit an, über den Sinn des Lebens, also seinen Zweck, nachzudenken?
Wohin entschwinden Gedanken, wenn sie weder noch durch Tat, in Wort, oder Schrift umgesetzt wurden?
Gelangen sie in ein Gedankenarchiv und werden irgendwann wieder aktiviert?
realo antwortete vor 6 Monaten, 2 Wochen 12 Mitglieder · 35 Antworten -
35 Antworten
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Affektiven Zustande kann man nicht die Vernunft, den Geist, den Gedanken, das Denken zugrunde legen, sie entstehen impulsiv aus dem Nervensystem des Körpers und sind im Gehirn eher ein Kurzschluss, eben aus dem Gefühl heraus, das zu steuern, ist schwierig. Grundsätzlich helfen Entspannungsübungen, Training der Gelassenheit und Ausgeglichenheit.
Welches Gefühl ich in der Öffentlichkeit empfinde, kann ich kaum steuern, zu viele Reize prasseln auf mich ein. Aber genauso wie ich einen Gedanken kontrollieren oder ziehen lassen kann, damit er nicht greift, kann ich auch mit Gefühlen umgehen, wenn sie da sind.
Wenn ich in mir ruhe, weil alles gut ist wie es ist und nicht im Außen ständig zappele, weil es besser werden soll oder ich nicht zufrieden bin, dann kommen kaum die affektiven Zustände zutage. Somit sind sowohl Gedanken als auch Gefühle vom Bewusstsein, vom Denken steuerbar. Ich halte nichts davon, wenn es heißt, es hat es mit mir gemacht, ich kann nichts dafür. Wer ist es? Die Eigenverantwortung für das Tun lässt sich nicht leugnen bei einem gesunden Lebensrahmen.
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Ich komme mit Deiner Terminologie jetzt nicht zurecht @realo . „Affektive Zustände“ und „Geist“. „Geist steht, so vermute ich, für Gedanken und Verstand/Vernunft. Ich selbst unterscheide in Gefühle und Stimmungen. Und da Gefühle immer intentional und das heißt mit Gedanken verknüpft sind, sind sie nicht per se völlig unkontrollierbar. Ich habe es so gelernt: Am ehesten verändern können wir unser Verhalten, schwieriger ist es mit Veränderungen der Gedanken (den eintrainierten Glaubens-Botschaften) und die Gefühle selbst sind, wie und was sie sind. Aber über veränderte Gedanken sind auch sie zu verändern. Hm, das ist zu wenig konkret.
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So ist es, wir können uns die eigenen Gedanken bewusst machen und beurteilen oder anders gesagt, dem Affengeist Aufmerksamkeit schenken oder ignorieren. So lässt sich steuern, welche Gedanken in den Mittelpunkt kommen und welche am Rande abziehen. Besonders bei Zwangsgedanken, eine psychische Störung, gibt es die Empfehlung für den Umgang, den Gedanken bewusst wahrzunehmen, ihn betrachten von allen Seiten und dann wieder ziehen zu lassen, bis er hinter dem Horizont verschwunden ist. Mit dieser Methode kann man auch mit Zwangsgedanken ganz bewusst umgehen, ohne dass sie Störungen verursachen. Wenn der Gedanke den Menschen beherrscht, stimmt etwas nicht, der Mensch sollte den Gedanken beherrschen. Anders ist es bei affektiven Zuständen, sie können beherrschen ohne Geist.
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@realo : Gedanken sind steuerbar, da helfen alle faulen Ausreden nichts, die Verantwortung bleibt bei einem selbst.
Menschen haben die Fähigkeit, sich zu sich selbst zu verhalten, d.h. wir können Gedanken, die wir haben, auf einer anderen gedanklichen Ebene bewerten. Und auch diese auf einer anderen gedanklichen Ebene bewertenden Gedanken können wir wiederum bewerten. Insofern ist es zutreffend, daß wir verantwortlich sind. Was aber zuerst einmal an wilden, unkontrollierten Gedanken so in einem auftaucht, das kann man wohl nur mehr oder weniger erfreut oder neugierig oder widerwillig hinnehmen.
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@Yossarian – 13:19
„Der ständig plappernde “Affengeist” , also die ohne Unterlass
auftauchenden Gedanken verschwinden. Trotzdem bleibt noch eine Instanz
aktiv, die die einsetzende Stille registriert. Nur was normalerweise
passiert: wahrnehmen, bewerten, einsortieren geschieht nicht mehr. Es
bleibt nur die Wahrnehmung übrig.“Genau das, also auch das Verhalten des „Affen“, der die Gedanken „erzeugt“, und wie wir versuchen können, ihn zum Schweigen zu bringen, beschreibt die Neurobiologin
Karolien Notebeart in ihrem humorvollen und unterhaltsamen Buch:
DREI TAGE, ZWEI FRAUEN, EIN AFFE UND DER SINN DES LEBENS. – Eine inspirierende Reise zu unseren Gedanken, Gefühlen und Potential.
So weit ich mich erinnere, hatte ich dieses kleine Buch schon mal vorgestellt…
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Das stimmt nicht, dass man in der Meditation die Gedanken nicht aussetzen kann. Die Zen Mönche beim Zazen können das, sie kommen in der Meditation ins Nichts. Das höchste Gut des Geistes beim Zen-Buddhisten. Auch mir in der westlichen Welt ist es zumindest in Ansetzen gelungen beim Zazen, ohne Gedanken zu sein. Gedanken sind steuerbar, da helfen alle faulen Ausreden nichts, die Verantwortung bleibt bei einem selbst. Außer man glaubt an die Fernsteuerung, dann gibt dieser Glaube das Gefühl, man wird von außen gesteuert. Mir eher bekannt als Symptom der Schizophrenie. Man ist als Mensch selbst Schöpfer der eigenen Gedanken, bewusst und unbewusst, nur so ist gesundes Leben möglich.
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Beitrag von 13:19
Komme gerade hier vorbei und schreibe daher ganz schnell und kurz zurück: Ich meditiere nicht und habe das auch in Zukunft nicht vor. Ob der Prof auch die Med. gemeint hat, weiß ich nach über 25 Jahren nicht mehr. Schönen Sonntag – Ricarda01
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@ricarda01 So ganz stimmt der Spruch deines Professors nicht. In der Meditation passiert beim Übergang von der zweiten zur dritten Vertiefungsstufe etwas Unglaubliches: es wird still. Der ständig plappernde „Affengeist“ , also die ohne Unterlass auftauchenden Gedanken verschwinden. Trotzdem bleibt noch eine Instanz aktiv, die die einsetzende Stille registriert. Nur was normalerweise passiert: wahrnehmen, bewerten, einsortieren geschieht nicht mehr. Es bleibt nur die Wahrnehmung übrig. Das ist sehr schwer zu beschreiben und um ein Vielfaches schwerer zu erreichen. Es braucht jahrelange Übung und bleibt man nicht ständig dabei, dann erreicht man den Punkt nicht wieder. Es wird sogar schwerer, weil jetzt die Erwartungshaltung dazu kommt. https://de.wikipedia.org/wiki/Dhyana
@Zoe Ich hänge noch an der Idee des Ich-Bewusstseins als Träger der Gedanken. Auf den ersten Blick klingt es gut, doch auf den zweiten Blick offenbart sich ein Haken. Das Ich-Bewusstsein ist ein Denkprozess, meistens wohl unbewusst. Das hieße aber, dass ein Denkprozess der Träger der Gedanken wäre und das erinnert an Münchhausen, der sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. Da muss es noch eine andere Lösung geben.
Ein Phänomen sind auch die zwei unterschiedlichen Denkprozesse. Wir können uns auf ein Thema konzentrieren und dann sind die Gedanken fokussiert und sie driften nicht wahllos umher, wie sie es tun, wenn das Gehirn sozusagen im Leerlauf arbeitet. Ich verstehe das als eine Art von „Grundrauschen“, das nur durch Fokussierung überdeckt wird, aber immer vorhanden ist.
Zuletzt zu deiner Frage: „man weiß doch aber auch während des Meditierens, daß “ich es bin, der/die diese Gedanken hat.“ Die Antwort ist Jein. Zur buddh. Philosophie des Geistes gehört die Theorie des „Nicht-Ich“. Das bedeutet, dass es keinen festen Wesenskern gibt, der als „Ich“ angesehen werden kann. Was wir als „Ich“ empfinden ist eine Illusion und tatsächlich besteht der Geist aus einem in ständigem Fluss befindlichen Prozess von Wahrnehmung, Bewertung und Sortieren der Sinneseindrücke. Nichts davon ist „Ich“ außer dem ständigen Prozess, denn die Sinneseindrücke, einschließlich der Wahrnehmung des plappernden Affengeistes als weiterem Sinn, verändern uns in jeder Sekunde.
Es ist lange her, dass ich mich intensiv damit beschäftigte, und es mag sein, dass ich manches nicht ganz korrekt wiedergebe. Doch nach wie vor erscheint es mir als beste Antwort auf das, was ich beobachte.
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…lange Rede, kurzer Sinn… 🤣
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