Teil III - Bergwacht Lenggries
Neben den Standarteinsätzen auf der Piste sind es gelegentlich Vermisstensuchen, die besonders viel Zeit in Anspruch nehmen und personlaufwendig sind.
Zwei Beispiele mit glücklichem Ausgang vom Winter 2006:
Ein junger Mann war im Januar mit Schneeschuhen von Fall, Gde. Lenggries, zu einer Bergtour ins Vorkarwendel aufgebrochen. Er war gut ausgerüstet und wollte mit Zelt und Schlafsack evtl. eine Nacht in den Bergen biwakieren. Beim Abstieg vom Gipfel des Stierjochs in ein abgelegenes unbe-wohntes Tal stürzte er über eine hohe Eisflanke und zog sich verschiedene Verletzungen, u.a. eine Lendenwirbelfraktur zu. Nach dem Absturz gelang ihm noch notdürftig sein Zelt aufzustellen. Lei-der hatte er keinen Handy-Empfang, so konnte er nur auf Rettung hoffen. Nach 2 Tagen und Näch-ten, wurde die Bergwacht Lenggries von den Angehörigen verständigt. Eine große Suchmann-schaft wurde zusammengestellt, die durch einen Polizei- und Bundeswehrhubschrauber unterstützt wurde. Es hatte über Nacht 10 cm geschneit, Spuren waren nicht mehr zu sehen. Außerdem waren die Berge wolkenverhangen und ein Hubschraubereinsatz nur bedingt möglich. Trotzdem flogen wir die von den Angehörigen benannte Aufstiegsroute und die daraus resultierenden möglichen Ab-stiegsrouten ab.Unser Patient hörte den Hubschrauber, winkte uns, aber wir konnten ihn in dem steilen und engen Talschluß, der mit kleinen Baumgruppen durchsetzt ist, nicht sehen. Er war unterhalb von Fels- und Eisabbrüchen aus dem Hubschrauber nicht zu erkennen. Erst nach längerem Suchflug fand sich eine einzelne Schneeschuhspur, die noch nicht ganz zugeschneit war. Nun war klar, dass der Gesuchte unterhalb in der Steilschlucht oder in dem engen unbewohnten Tal zu fin-den sein musste. Kurz darauf sahen wir ihn auch. Dieses Mal winkte er uns trotz LWS-Fraktur ver-zweifelt mit seiner großen Isomatte aus seinem Zelt. Wir Bergwachtler wurden 300 m seitlich des Verunglückten vom Hubschrauber abgewincht, weil dies wegen der Turbulenzen über seinem Biwakplatz nicht möglich war. Wir wühlten uns mit Tourenski im sehr tiefen Schnee bis zum Verletz-ten durch, erhoben den ersten med. Status und bereiteten ihn für eine Windenrettung mit dem Heli-kopter vor. Dafür musste er in dem steilen Gelände und dem tiefen Schnee auf einer Vakuummat-ratze gelagert werden, damit die Lendenwirbelfraktur ruhig gestellt war und das Risiko einer Quer-schnittsverletzung minimiert werden konnte. Außerdem wurde er in den Luftrettungssack verpackt und eine Antirotationsleine, die ein gefährliches Rotieren während des Winchmanövers verhindern soll, angebracht. Dafür wurden wir von weiteren Bergrettern unterstützt. Anschließend wurde er mit einem Bergretter in den Rettungshubschrauber aufgewincht und zum Zwischenlandeplatz ge-flogen, wo er vom Notarzt weiterversorgt wurde. In solchen Fällen kommt eine fundierte Ausbildung zum Tragen.
Umso schöner war später der Moment, als wir erfuhren, dass der Gerettete nach der Behandlung der Lendenwirbelfraktur, der Lungenverletzung, der Unterkühlung bzw. den Erfrierungen auf dem Weg der Besserung ist.
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